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Matteschütteln Armerudern

■ ...oder doch die CD?/ Musik zum Fest und Jahreswechsel

Viele von uns werden über die Weihnachtstage vom Stadtfluchtsyndrom gepackt werden, sich in diversen Kleinstädten dieses Landes verdientermaßen dumpf die Wampe vollfressen und artigen Chorälen im Fernsehen lauschen. Andere werden sich besinnlich zu Hause die neuen Tonträger reintun, vorzugseweise CDs, um so in den Schenkungsgenuß von Bonus Tracks zu gelangen. Da von Michael Jackson über U2 und Genesis bis zu Hammer (zum Fest ohne MC) all unsere Groß- und Hauptlangeweiler rechtzeitig ihre Häufchen in die Tonträgerläden gesetzt haben und sogar die Queen-Compilation auf dem Markt ist, bevor noch Freddie Mercury zu miefen beginnt, dürfte dem häuslichen Stereoerlebnis nichts im Wege stehen.

Diejenigen, welche den aufrechten Gang ins öffentliche Vergnügen auch und gerade in diesen Tagen nicht scheuen, werden sich zu entscheiden haben: Matteschütteln oder Armerudern. Zuerst zu den Headbangern: Eine reichlich laute, dafür aber unheilige Nacht verspricht das Ecstasy am 24.12. All jenen, die Hole versäumt haben, aber dennoch wilde Mädels aus dem bewährten Sonic-Youth-Umfeld dem Weihnachtsmann vorziehen, seien besonders Babes in Toyland ans Herz gelegt: weniger gehyped, aber besser. Zusätzlich ein kleines Trostpflästerchen für alte Hüsker-Hü-Anhänger, die auch in diesem Jahr keine Reunion unterm Baum fanden. Schöne Melodien über verzerrten Gitarren.

Aber auch eine spezifisch deutsche Ausprägung dessen, was einmal Punk war, steht zum Fest nicht außen vor. Die Mimmi's werden am 25.12. im SO36 das Fähnlein des Fan-Punk aufpflanzen und eventuell konkurrierenden Nadelbäumen keine Chance geben. Empfehlenswert. Aussterbende Spezies.

Nun zu den Freuden der schlabbrigen Hemden wie auch Rhythmen: DasDogwash, Hochburg aller Indie- und Raveklänge dieser Stadt und normalerweise mittwochs in der Turbine Glogauer beheimatet, sucht am 27.12. das Quartier heim. Mit dabei nicht nur die DJs Tim und Christian, andern auch Boba In The White Wodden Houses. Diese haben zwar noch nicht das Geheimnis der kurzen, einprägsamen Bandnamens entdeckt, sehr wohl aber die Lektion des ewig britischen Dingeldangelpop gelernt. Also übergroße Kleidung anziehen und Ertrinken simulieren.

Freundinnen und Freunde etwas strafferer Tanzbewegungen bekommen übrigens einen neuen Ort für ihre Aktivitäten beschert: Der Mondo Club in der Neuen Welt setzt auf Soul und die DJs Jurij und Bym (WMF). Wer es nicht zur Ausstellung geschafft hat, kann dazuhin die Dekoration im Stil der Pharaonen bewundern und sich an ägyptischem Bier delektieren. Auch an den Feiertagen sowie freitags und samstags geöffnet ab 24 Uhr.

Zum Jahresende dann schließlich muß wiederum das Ecstasy den größten Lärm machen: Neben Das Damen, deren Mischung aus Hard- Rock und Grunge mindestens drei langweilige Silvesterpartys überflüssig macht und den finnischen Mönchskuttenrockern von Waltari, werden vor allem Shlönk aus Kanada das neue Jahr auf ganz eigene Weise einläuten: Drei Frauen quälen ihren Sänger. Gebt's ihm, Mädels, im neuen Jahr wird alles anders.

PS: Allen kompromißlerischen Kabelfernsehern sei noch der zweite Weihnachtstag empfohlen: MTV schenkt euch einen Nachmittag mit R.E.M., der Band für alle, die sich noch nie entscheiden konnten. Frohes Fest. Michael Betz

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