: Massenprotest in Mexiko–Stadt
■ Über hundert unabhängige Gewerkschafter mobilisierten 300.000 Arbeiter gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung / Größte regierungsfeindliche Kundgebung seit langem
Mexiko–Stadt (afp/taz) - In der mexikanischen Hauptstadt ist es am Dienstag nachmittag zu einer der größten regierungsfeindlichen Kundgebung der letzten Jahrzehnte gekommen. Die Polizei bezifferte die Anzahl der demonstrierenden Arbeiter und Studenten auf 180.000, die Veranstalter auf über 300.000. Ihr Protest richtete sich gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung, die zu einer Auslandsschuld von inzwischen knapp über hundert Milliarden Dollar und einem Reallohnverlust der Arbeiter um 40 Prozent innerhalb von fünf Jahren geführt hat. Zu der Kundgebung hatte das „Konzentationsbüro der Gewerkschaften“ aufgerufen, zu dem sich rund hundert regierungsunabhängige Gewerkschaften zusammengeschlossen haben. Am Protest nahm auch die Gewerkschaft der Arbeiter im Elektrizitätssektor (SME) teil, die seit vergangenem Freitag einen Streik zur Durchsetzung von Lohnerhöhungen durchführt. Beteiligt war auch der Rat der Universitätsstudenten (CEU), der aus Protest gegen die Hochschulreform im Januar und Februar die Autonome Universität von Mexiko, die größte Hochschule Lateinamerikas, 20 Tage lang lahmgelegt hatte. Neben der „Partei der institutionalisierten Revolution“ (PRI), die das Land seit 58 Jahren regiert, ist die regierungstreue Gewerkschaftszentrale CTM der wichtigste Stützpfeiler des mexikanischen Herrschaftssystems. Während die Staatspartei PRI sich seit Jahren dem wachsenden Druck linker Bauernbewegungen im Süden des Landes und der rechten „Partei der Nationalen Aktion“, hinter der sich die Interessen der Industriellen im Norden und die konservative Kirche verstecken, ausgesetzt sieht, desertieren nun immer mehr Arbeiter aus der Staatsgewerkschaft CTM und laufen über zu unabhängigen Organisationen.
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