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Massenmord gestanden

■ Bosnisch-serbischer Soldat gibt vor Tribunal Beteiligung an Massakern zu

Den Haag/Belgrad (AP/dpa)

Mit dem 24jährigen Drazen Erdemović hat sich gestern erstmals ein Soldat der bosnisch-serbischen Armee vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu seiner Beteiligung an den Massakern nach der Eroberung von Srebrenica bekannt. Der gebürtige Kroate ist angeklagt, Hunderte von Muslimen erschossen zu haben. Er selbst bekannte sich in einem Zeitungsinterview dazu, 70 Menschen getötet zu haben. Erdemović wird mit seinem Geständnis der erste Verurteilte vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien sein.

Nach dem Verlesen der Anklageschrift durch den Staatsanwalt Eric Ostberg sagte Erdemović: „Ich mußte es tun. Wenn ich mich geweigert hätte, wäre ich zusammen mit den Opfern getötet worden.“ Mit seinem Geständnis wird es kein Verfahren gegen ihn geben. Die Anhörung des Tribunals, auf der das Strafmaß festgelegt wird, soll am 8. und 9. Juli stattfinden.

Beobachter erwarten, daß Erdemović wegen seiner Kooperationsbereitschaft um eine milde Strafe bitten wird. Nach Aussage des Tribunalsprechers Christian Chartier hat Erdemović nützliche Informationen gegen den Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, und dessen Armeechef Ratko Mladić geliefert. Beide sollen nach Ansicht des Tribunals für die Massaker an mehreren tausend Nichtserben in der Nähe von Srebrenica im vergangenen Jahr verantwortlich sein. Erdemović muß mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Dusko Tadić hat in einem gestern vom unabhängigen Belgrader Politmagazin Vreme veröffentlichten Brief die Führung der bosnischen Serben beschuldigt, einige von ihm als Zeugen der Verteidigung genannte Personen daran gehindert zu haben, vor dem Haager Tribunal zu seinen Gunsten auszusagen: „Sie glauben, daß sie sich mit meiner eventuellen Verurteilung von ihren eigenen Sünden loskaufen können.“

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