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Massenflucht zwischen Kaukasus-Staaten

■ Armenier fliehen aus Aserbeidjan und Aserbeidjaner aus Armenien / Aserbeidjaner demonstrieren mit grünen Islam-Flaggen und Khomeini-Porträts in Baku / Molotow-Cocktails gegen Sowjetsoldaten in Kirowabad / Armenier flüchten vor Demonstranten in die Kirche

Moskau (ap/afp) - Etwa 7.000 Armenier sind nach Berichten der Regierungszeitung 'Iswestija‘ in der vergangenen Woche aus der Sowjetrepublik Aserbeidjan nach Armenien geflohen. Nach Angaben des Blattes 'Komsomolskaja Prawda‘ wurde allein in der armenischen Stadt Eriwan ein Zustrom von 2.932 Flüchtlingen registriert.

Die Situation in Eriwan, wo starke Armeekontingente konzentriert sind, war Anfang dieser Woche ruhig. Nach Mitteilung eines 'Iswestija'-Mitarbeiters wurden dort am Montag die beiden Mitarbeiter der Moskauer Untergrundzeitung 'Glasnost‘, Sergej Grigorjans und Andrej Schelkow festgenommen. Die Massenkundgebungen gegen den gegenwärtigen Autonomiestatus der Region Berg-Karabach auf dem zentralen Lenin-Platz in Baku dauern dagegen an und haben nach örtlichen Schätzungen in der letzten Woche um die 8.000 Menschen mobilisiert. Nach den Worten des dortigen Außenamtssprechers haben sich Tausende in Armenien lebende Aseris nach Aserbeidjan geflüchtet, nachdem 80 Häuser dieser Bevölkerungsgruppe in Armenien in Brand gesteckt worden seien. Der Sprecher gab keine Auskunft darüber, wo und wann dies geschah.

In Baku wurden nach Berichten der örtlichen Medien am Sonntag abend und Montag morgen 867 Personen vorübergehend festgenommen, nachdem in den Straßen der aserbeidjanischen Hauptstadt grüne islamische Fahnen und Porträts des iranischen Revolutionsführers Khomeini aufgetaucht waren. Gegen 18 Personen wurden Haftbefehle erlassen. Der 26jährige Nemat Panachow, der selbst als einer der Initiatoren der Demonstration gilt, sagte der 'Istwestija‘, die Führer der Proteste in Baku hätten sich von „Appellen an dem islamischen Fundamentalismus“ distanziert.

Drei Zugeständnisse könnten nach der laut „Iswestija“ in Baku aber nicht unumstrittenen Einschätzung Panachows die Demonstranten in Aserbeidjan beruhigen: Die Schaffung einer autonomen Region für die in der Nachbarrepublik Armenien lebenden Aseris, die nicht weniger zahlreich seien als die in Nagorny-Karabach lebenden Armenier; die Rückverlegung der Prozesse von Sumgait nach Aserbeidjan; die Schaffung normaler Lebensbedingungen für die aus Armenien geflohenen Aserbeidjaner.

Zu den schwersten Ausschreitungen moslemischer Aseris gegen christliche Armenier war es vorige Woche in der Stadt Kirowabad gekommen. Dort galt am Montag nach wie vor eine Ausgangssperre. Regierungstruppen hatten die Situation, nach den Worten des Sprechers des aserbeidjanischen Außenministeriums unter Kontrolle. Nach den Worten von armenischen Einwohnern der Stadt, die nach Moskau evakuiert worden sind, hätten aufgebrachte Aseris noch einige Tage lang Armenier-Wohnungen geplündert.

Die Demonstranten seien mit Schlachtrufen wie „Tod den Armeniern“ durch die Straßen gezogen. Vor einer Kirche, in der sich die flüchtenden Christen zurückgezogen hatten, habe die Horde schließlich haltgemacht und begonnen, ein Kreuz zu schänden, als Soldaten auf Panzerfahrzeugen angerückt seien und die Menge auseinandertrieb, berichtete das Ehepaar.

Armenier seien auch mit Molotow-Cocktails gegen Soldaten vorgegangen, die sich schützend vor die Verfolgten stellten. Demonstranten hätten auch ein städtisches Polizeirevier belagert und schließlich durch ein Ultimatum die Freilassung einiger Festgenommener erzwungen.

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