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Masochismus

■ betr.: "Weibliche Gehorsamsübungen", taz vom 23.4.90

betr.: „Weibliche Gehorsamsübungen“, taz vom 23.4.90

(...) Es ist ja schön, wenn kluge junge MenschInnen eine interessante Tageszeitung machen, aber daß zu bestimmten Themen nie etwas anderes herauskommt als dümmliches Geblubber, ist weniger schön. Die Autorin gebraucht zwar dauernd das Wort „differenziert“, bringt aber alles durcheinander. Daß manche Menschen, Frauen und Männer, sogenannte masochistische Praktiken bevorzugen, muß im Falle der Frauen umwillen der pseudofeministischen Einheitsfront tabuisiert werden (weil nicht sein kann, was nicht sein darf), im Falle der Männer in hämischer Weise herabgesetzt.

(...) SM kann Teil einer Lebenskunst sein, in der freien Wildbahn ist es wie bei den sogenannten Normalen. Die meisten gehen mit ihrer Sexualität unkultiviert und kaputtmachend um. Immerhin hat die Bekennerin S.Geißler im 'Stern'-Artikel deutlich gemacht, daß sie eine selbstwußte Frau ist und daß der Partner bei Strafe des Liebesverlustes eben nur ganz bestimmte Dinge tun darf, nicht etwa die Frau in toto und im Alltag herabwürdigen und als Fußlappen benutzen. Das wird natürlich verschwiegen, geschweige denn für eine „multikulturelle“ Sexualkultur reflektiert. Freilich: wenn Bekennerin Geißler - oder ist es die 'Stern' -Redaktion gewesen? - einen modischen SM-Trend lancieren möchte, dann ist das Journalistenkacke. Deshalb muß aber die Kommentatorin nicht noch einen draufmachen! (...)

Manfred Freud, Berlin

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