■ QUERBILD: Mary Poppins
Ein Film fällt vom Himmel, in dem ein Mädchen vom Himmel fällt. Mary Poppins, das fliegende und zaubernde Kindermädchen, kennt man. Sie bringt frischen Wind in den steifen Haushalt der Familie Banks, deren Brötchengeber bei der Bank arbeitet. Anders als den Nannies zuvor gelingt es Mary, die Rotzlöffel Jane und Michael zur Räson und zum Staunen zu bringen. Dabei sind ihr aber übersinnliche Kräfte behilflich, und mit einem Fingerschnippen bewegen sich die Klamotten artig in den Schrank. Diesen Traum in Technicolor aus den frühen 60ern, der auf dem Roman von Pamela L. Traves basiert, konnte man schon einige Male nostalgisch in der Glotze beweinen. Doch jetzt lockt Walt Disney, zuletzt ohnehin sich nur noch selbst kopierend und dennoch Oscars abfangend, mit der alten Kamelle im Original ins Kino. Gerade so, als ob sich Phantasien in den letzten 30 Jahren nicht geändert hätten, spekuliert man ganz gezielt auf die ganze Familie. Papi und Mami wegen früher und Jane und Michael wegen immer gleich. Es ist zu befürchten, daß nurmehr Papi und Mami ihren Spaß haben werden und Jane und Michael in die Röhre gucken. Aber dann gibt's wenigstens eine neue Filmgattung: Kinderfilme für den ergrauten Herrn, der dann pfeifend aus dem Kino kommt. Cim Cim Cheree.
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