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Marl nach Zahlen

Gleich im ersten Jahr des Adolf Grimme Preises 1964 gehörten Günter Gaus und Peter von Zahn zu den Ausgezeichneten – und wurden ihn nicht mehr los. In den ersten Jahrzehnten „Hort und Ort von Fernsehkultur“ (Hans Janke, Institutsleiter von 1983 bis 1989 und heute stellvertretender Programmdirektor des ZDF) dominierte die öffentlich-rechtliche Selbstvergewisserung, ab 1985 durften auch die eben gegründeten privaten TV-Anbieter im Wettbewerb berücksichtigt werden. Doch noch blieb der Preis Hort und Ort von ARD und ZDF, erst 1989 wurde mit „Spiegel TV“ erstmals ein privates Programm ausgezeichnet. Nicht etwa in der Sparte „Information“, sondern als Spezialpreis, immerhin gleichauf mit dem WDR-Format „ZAK“.

Kleine Highlights der Frühzeit des Adolf Grimme Preises:

1964: Zur Person: Gustaf Gründens (Günter Gaus)

1965: Die Geschichte des Joel Brand (Heinar Kipphardt, Franz Peter Wirth)

1966: § 175 – Die Homosexuellen (Peter von Zahn)

1968: Valentin Katajews chirurgische Eingriffe ins Seelenleben des Dr. Igor Igorowitsch (Helmut Käutner)

1969: Gesundheitsmagazin Praxis: Abtreibung in Deutschland (Marlene Linke)

1970: Der Attentäter (EberhardFechner)

1971: Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang (H.D. Grabe, C.F. Hutterer)

1972: Der Pott (Peter Zadek)

1973: Cartoon 20 (Loriot)

1974: Welt am Draht (Rainer Werner Fassbinder)

Adolf Grimme

Warum der Preis nach ihm benannt ist, weiß allein der DVV. Der Deutsche Volkshochschulverband hatte 1961 den noch namenlosen Fernsehpreis gestiftet – übrigens in Berlin –, der Wettbewerb wurde erstmals für das Fernsehjahr 1963 ausgeschrieben. Der 1962 gestorbene Adolf Grimme verkörperte für den DVV wohl in erster Linie eine glückliche, wenn auch ungeplante Allianz von Bildung und Fernsehen. Grimme, 1889 in Goslar geboren, war Oberschulrat in Magdeburg und von 1929 bis zum Staatsstreich 1933 in Preußen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung dortselbst. 1942 von der Gestapo wegen „Nichtanzeige eines Vorhabens des Hochverrats“ bis Kriegsende inhaftiert, danach Kultusminister in Niedersachsen. 1948 wurde Grimme erster Generaldirektor des neu gegründeten Nordwestdeutschen Rundfunks NWDR, aus dem in den Fünfzigern NDR, WDR und der SFB hervorgingen. Als NWDR-Chef war Grimme auch an der Gründung der ARD 1950 und der (Wieder-)Einführung des deutschen Fernsehens beteiligt.

Der 37. Grimme-Preis seit 1964 – das geht doch nicht? Doch. 1977 wurde kein Preis verliehen – aus „organisatorischen Gründen“, wie es heißt: Das Grimme-Institut zog damals in sein heutiges Gebäude ein.

Zum Einschalten: Die Preisverleihung wird am Freitag (23. 3.) auf 3sat übertragen. Zeitversetzt, auf einem echten „Qualitätssendeplatz“ – von 23.15 bis 1.15 Uhr STG

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