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■ Das PortraitMarion Barry

Wer bis zuletzt nicht an die Wiederauferstehung glaubte, der wurde diese Woche eines Besseren belehrt. Marion Barry, Ex-Bürgermeister der US-Hauptstadt Washington, dessen politische Karriere vor vier Jahren unwiderruflich beendet schien, wurde am Dienstag mit großem Vorsprung zum Kandidaten der Demokratischen Partei für das Bürgermeisteramt gewählt. Auch wenn der eigentliche Wahlgang gegen einen republikanischen Bewerber erst am 8. November stattfindet – den Posten hat Barry so gut wie sicher. Denn in Washington ist der Wahlsieg eines Republikaners so wahrscheinlich wie eine Mehrheit für die SPD in Bayern.

Barry war im Januar 1990, in seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister, weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus berühmt geworden, als das FBI und die Washingtoner Polizei ihn vollkommen betrunken und mit einer Prise Kokain in der Nase in einem Hotel festnahmen. Videoaufnahmen der Aktion gingen um die Welt. Sein Drogenkonsum, sein Umgang mit Prostituierten war zuvor bereits stadtbekannt, doch ausgestattet mit einer gehörigen Portion Arroganz der Macht, hielt sich der ehemalige Bürgerrechtler für unanantastbar. Dies brachte ihm schließlich sechs Monate Gefängnis und das Hohngelächter der Nation ein, in der ihn viele Weiße nur zu gern als Symbol für schwarze Regierungsunfähigkeit sehen wollten.

Bürgermeisterkandidat und Koksnase Foto: Reuter

Doch Barry schaffte das scheinbar unmögliche Comeback – erst als Stadtrat für „Ward 8“, den ärmsten Bezirk im Washingtoner Krisenviertel Anacostia, und nun als Bürgermeisterkandidat. Seine Wahlkampfstrategie erwies sich für die von finanziellem Bankrott, Drogen und Gewaltkriminalität geplagte Stadt als genial: Er präsentierte sich als geläuterter Sünder, der mit der Hilfe Gottes und der Anonymen Alkoholiker nicht nur auf den rechten Weg zurückgefunden habe, sondern auch „klüger und besser“ geworden sei. Und er machte seine eigene Biographie zur Metapher für die Stadt: Wenn sich Marion Barry nach einem so tiefen Sturz wieder aufrappeln kann, dann kann das unter seiner Führung auch Washington. Zur Überraschung vieler gewann der 58jährige nicht nur die Stimmen in den Armenvierteln, sondern auch in Stadtteilen der schwarzen Mittelschicht. An die Weißen, die ihn mehrheitlich ablehnen, hatte Barry nach seinem Wahlsieg folgende Botschaft: „Seht zu, daß ihr euren Frust ablegt. Ich bin der Beste für Washington.“ Andrea Böhm

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