: Mann wollte sich totsprengen
■ Bremer in Saarbrücken vernommen / Keine Identität mit „Dagobert“
Die Sprengstoffexplosion auf dem Hauptbahnhof von Saarbrücken war offenbar ein versuchter Selbstmord. Der bei der Explosion schwer verletzte 57jährige Mann aus Bremen habe ausgesagt, er habe sich mit selbstgebasteltem Sprengstoff töten wollen, berichtete ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken am Sonntag. Der Mann sei inzwischen außer Lebensgefahr. Seine Aussage werde noch auf ihre Plausibilität überprüft. Zu Überlegungen, der 57jährige könnte der Karstadt- und Kaufhauserpresser „Dagobert“ sein, hieß es: „alle Erkenntnisse sprechen dagegen.“
Nach den Aussagen des 57jährigen war er am Donnerstag gegen 11.00 Uhr aus Bremen in Saarbrücken eingetroffen, wo er sich vor Gericht verantworten mußte. Die selbstgebastelte Bombe hatte er — so seine Aussage — in einem Nylonbeutel mitgebracht. Vor dem Gerichtstermin versteckte er den Beutel an einer Brücke in einem Park. Das Verfahren um einen Waren- und Bestellbetrug wurde nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wegen Geringfügigkeit eingestellt. Anschließend holte der 57jährige seinen Beutel, ging zum Bahnhof, lief dort etwa eine halbe Stunde ziellos umher und setzte sich dann auf die Bank eines Bahnsteiges, wo er die Bombe zündete.
Der 57jährige will sich zuvor noch umgesehen haben, ob jemand in der Nähe ist; dann habe er sich die Tasche an den Körper gedrückt und die Bombe gezündet. Bei der Explosion um 12.42 Uhr auf Bahnsteig 12 B des Hauptbahnhofs erlitt er lebensgefährliche Verbrennungen, seine rechte Hand wurde zerrissen. Außer ihm wurde niemand verletzt.
Der 57jährige ist offenbar ein Elektronikbastler. Den Sprengstoff hat er nach eigener Aussage selbst hergestellt. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Bremen waren am Donnerstag abend Elektronikbauteile und Chemikalien gefunden worden, die zur Herstellung eines Sprengsatzes geeignet sind. dpa
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