: Mangelhaftes Lehrstellenangebot
■ Ministerin Hildebrandt: Keine Beschränkung auf Handwerksbetriebe/ Förderprojekte in Brandenburg
Berlin. Die bisherigen Förderprogramme der Bundesregierung zur Schaffung von Lehrstellen reichen nicht aus. Diese Auffassung vertritt die Ministerin für Arbeit und Soziales des Landes Brandenburg, Regine Hildebrandt, in einem Zeitungsinterview.
„Das 5.000-DM-Förderprogramm ist zwar eine schöne Sache“, so die SPD-Politikerin, aber es gilt nur für Kleinbetriebe unter 20 Beschäftigten.“ Davon gebe es in den neuen Bundesländern viel zu wenige. „Außerdem wollen wir die Ausbildung nicht nur bei Handwerksmeistern, sondern eine breite Palette von Berufsschulen mit ausgebildetem Personal und hochqualifizierten Pädagogen, die auch in den alten Ländern anerkannt werden.“
Deshalb hätte das Land Brandenburg darüber hinausgehende Förderprojekte für alle Betriebe geschaffen, in denen mehr als fünf Prozent der Belegschaft Lehrlinge sind. In der Landwirtschaft beträgt die Grenze nur drei Prozent, bei Mädchen gibt es überhaupt keine Grenze. Alle Betriebe können die Lehrlinge behalten und beim Ministerium drei Viertel des Lehrlingsgeldes einfordern. Auf diese Weise werden in Brandenburg bereits 1.500 Lehrlinge mit 2,4 Millionen DM aus dem Landeshaushalt gefördert.
Die Ministerin kritisierte die vom Arbeitsamt geförderten sogenannten Ausbildungsringe, die in Brandenburg bereits über 1.000 Schulabgänger aufgefangen haben. Während die von den Ausbildungsringen erfaßten Jugendlichen vom Arbeitsamt 300 DM Ausbildungsvergütung erhielten, bekämen ihre Kollegen in betrieblicher Ausbildung eine tarifliche Vergütung von monatlich 700 bis 800 DM. „Auf diese Weise erzeugen wir Azubis zweiter Klasse, die Arbeitslosenlehrlinge“, resümierte Regine Hildebrandt.
Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt wird sich nach Ansicht der Ministerin bis 1994, 1995 normalisiert haben. „Wir werden die Lehrstellensituation besser in den Griff bekommen als die Arbeitslosigkeit, weil sie damit in den alten Bundesländern bereits Erfahrungen haben.“ adn
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