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Archiv-Artikel

Mangel an Schulraum

betr.: „Der Aufstand der Kinderkrieger“, taz vom 28. 4. 07

„Zwergerlaufstand“ nennt man in Bayern, wenn jemand einen unverhältnismäßigen Einsatz von Mitteln im Verhältnis zum zu erzielenden Ergebnis fordert.

Um einen solchen scheint es sich auch bei den Kinderkriegern vom Prenzlauer Berg zu handeln. Statt 300 Meter muss das Kind, das im taz-Artikel als Beispiel herhalten muss, einen Schulweg von „fast einem Kilometer“ auf sich nehmen und eine mehrspurige Straße überqueren. Dafür gab es zu meiner Schulzeit „Schülerlotsen“, d. h. ältere Schüler oder Großeltern, die zwischen 7.15 Uhr und 8 Uhr dafür sorgten, dass die Kleinen sicher über die Straße kamen.

Der Routenplaner im Internet macht es möglich: Soeben habe ich herausgefunden, dass mir ein Weg von 1,9 km zur nächstgelegenen Grundschule abverlangt wurde. Noch zur Babyboomer-Generation gehörend, habe ich Mangel an Schulraum erlebt. In den ersten Klassen war „Schichtunterricht“ selbstverständlich. Ein Klassenraum wurde von zwei Klassen genutzt: Die einen hatten vormittags und die anderen nachmittags Unterricht. In der Mittelstufe hatte ich zwei Mal das Vergnügen, „Wanderklasse“ zu sein. Darunter verstand man eine Klasse, die keinen eigenen Klassenraum hatte, sondern Klassenräume der Klassen benutzte, die gerade Sport-, Kunst- oder Handarbeitsunterricht hatten.

Dass ein Schulweg von einem knappen Kilometer unzumutbar sein soll, will mir nicht einleuchten. Natürlich hat die Schulverwaltung dafür zu sorgen, dass Schulplätze in angemessener Nähe zur Verfügung zu stehen, wobei es natürlich eine Frage der Definition ist, was man unter „angemessen“ versteht. IRIS WEISS, Berlin