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Manfredchens Problem

Lothar Lambert bringt Kontinuität in die Berlinale. Seit ungefähr 25 Jahren zeigt der Filmemacher im Panorama-Programm sein jeweils neuestes Werk  ■ Von Detlef Kuhlbrodt

Halloknallo, ihr lieben Schlingelantinnen!! Moden kommen, Moden gehen – Lothar Lambert bleibt sich treu. Ungefähr seit 25 Jahren zeigt der verdiente Berliner Underground-Filmer im Panorama-Programm der Berlinale sein jeweils neuestes Werk, um ein bißchen Kontinuität ins Leben der Zuschauer zu bringen.

Gerade im aufgeputzten Trubel der Berlinale genießt man seine einfachen, anrührenden, lustigen Geschichten und freut sich am Wiedersehen mit den gewöhnlich liebeskranken und sexsüchtigen Protagonisten der Lambert-Familie, die die Gefühlswelt des Filmdauerguckers wieder ein bißchen erden. (Was heißt hier erden und ein bißchen? – zuweilen taumelt man nach dem Gucken sehr sehnsüchtig wie seine Protagonisten durch Berliner Schneetreiben und ist entschlossen, ein glücklicherer und besserer Mensch zu werden. Jedenfalls, wenn es grad schneit.)

Auch in „Und Gott erschuf das Make-up“ geht es um schöne, eigentlich einfache Liebes- und Geschlechtsverwicklungen, die sich erst in unverständiger Umgebung verkomplizieren. Manfred (Michael Sittner) also ist Mitte Dreißig, eher schüchtern, lebt wie die meisten Berliner Männer noch bei seinen Eltern und erinnert einen an ein schwergewichtiges Riesenbaby. Außerdem trägt er gerne Frauensachen. Problem, Problem!

Die Mutter fragt den „Spezialisten für besondere seelische Leiden“ um Rat. Dr. Prinz (Lothar Lambert) empfiehlt, „Manfredchen“ in eine senatsgeförderte „WG obdachloser Transvestiten“ ziehen zu lassen. Heike, Horst, Klausine, Anstasia und Ella – allesamt „triebgestört und entwicklungsgehemmt“ – nehmen Manfred, den sie bald Miss Molly nennen, gerne auf. Ein Reigen sympathischer lebensgeschichtlicher Verwicklungen kommt vorbei. Heike (Heiko Behrens) arbeitete mal beim Ex-Reisebüro der Ex- DDR, geht ab und an auf den Strich und lockt gern Klempner für den sexuellen Gewinn in die Wohnung, Anastasia (Anatoli Jalnin) kommt aus Rußland, spricht eigentlich nie und promeniert als schöne vornehme Dame mit Hündchen statt dessen gern durch die Gegend; Ella (Hans Marquardt) hofft seit zwanzig Jahren darauf, endlich vom Film entdeckt zu werden, und Klausine will sich ständig umbringen.

Gastmacken kommen auch vorbei: Erika Rabau spricht nach zahlreichen Mallorca-Aufenthalten nur noch spanisch und denkt, sie sei Pélé, Nilgün Taifun (die wunderbar aussieht mit kleinem Bärtchen) ist ein türkischer Putzteufel, und Ulrike S. als Prostituierte poltert laut über einen Spielplatz. Als Gaststar möchte der Visagist René Koch aus Manfred eine Divine machen, und Salomé gibt Tips fürs Berühmtwerden.

Sehr schön, ein bißchen comichaft verkürzt, arrangiert Lothar Lambert die Sehnsüchte seiner ganz und gar nicht schicken, doch deshalb grad um so liebenswerteren Heldinnen. Im Hintergrund läuft Technopop. Klausine bringt sich ein bißchen zu hastig um, als daß man lange über sie trauern könnte. Anastasia, ein stilles Wasser, tanzt fröhlich, nachdem ihr übelwollende WG-Genossen etwas in ihren Drink getan haben. Am Ende wird der WG die Senatsunterstützung entzogen.

Lothar Lambert ist möglicherweise ein proletarischer Filmemacher. Man könnte sich das alles auch als Serie vorstellen. Bei Dreharbeiten auf einem Moabiter Spielplatz gab es Probleme. Kinder, die gespannt und lachend zuschauten und von den Schauspielern Autogramme haben wollten, erzählten später ihren Eltern komische Sachen. Zum Beispiel, daß sie irgend jemandem in den Arsch hätten ficken sollen. Ein paar Wannen kamen dann, um dem jugendgefährdenden Treiben ein Ende zu bereiten, das Filmmaterial wurde beschlagnahmt. Glücklicherweise seien die zuständigen Oberbeamten Fans seiner Filme gewesen, erzählt Lothar Lambert.

Panorama: heute, 23.30 Uhr, Filmpalast; 22.2., 21 Uhr Atelier am Zoo

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