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Manfred Müller als neuer DGB-Chef in Sicht

Berlin. Als Manfred Müller, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), am vergangenen Freitag in das DGB-Haus ging, wußte er nicht, daß er einige Stunden später als designierter DGB-Chef wieder herauskommen würde. Völlig überraschend und mit großer Mehrheit beschlossen die Vorsitzenden der Berliner Einzelgewerkschaft, Müller zum Nachfolger von Michael Pagels vorzuschlagen. Auch der HBV- Landesvorstand hat gestern seine Zustimmung erteilt. Endgültig entschieden wird die Angelegenheit auf der DGB-Landesbezirksvorstandssitzung am 29. November.

Mit dieser Personalentscheidung ist das wochenlange Tauziehen zu Ende. Nachdem Manfred Foede von der IG Metall und Bernd Lindenau von der DPG erklärten, nicht für den Top-DGB-Posten zur Verfügung zu stehen, einigte man sich auf den Überraschungskanditaten Müller. Laut DGB-Pressesprecher Jörg Pankau ist die Entscheidung von Müller »programmatisch« zu sehen. Der Kanditat gehört mit 47 Jahren zur »jüngeren Generation«, wird dem linken Flügel zugerechnet und, und das ist ein Novum in der Berliner Gewerkschaftsgeschichte, ist parteipolitisch »ungebunden«. Zudem vertritt er den Organisationsbereich, von dem sich der DGB in Zukunft am meisten erhofft: die »Angestellten«. Obendrein gilt Müller als ein kompetenter und erfahrener Tarif- und Arbeitsmarktpolitiker. Bis 1973 war er freigestellter Betriebsrat in der Lebensmittelkette Gebrüder Manns, 1973 wurde er Erster Sekretär und 1984 Landesvorsitzender der HBV.

Müller wird, und seine Wahl gilt in DGB-Kreisen als »sicher«, seinen neuen Job zum 1. Januar 1991 antreten. Der jetzige DGB-Chef Michael Pagels wird an diesem Tag in den Vorstand der Bewag wechseln. aku

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