: Man glaubt's eher Sumo-Ringern
■ Das ideale Anti-Paar: Tim Fischer und Cora Frost richten im Schmidt Liebeslieder mit Bravour und Klamauk zuschanden
Tim Fischer und Cora Frost als Paar? Nein, nein und nochmals nein! Daß sie sich in ihrem neuen Programm Keiner liebt dich so wie ich zwei Stunden lang angurren, -schmachten, -flirten und -hecheln, ohne eine Silbe ernst zu meinen, das ist die Pointe des Abends. Aber diese ist in ihrer Schlichtheit auch schuld daran, daß die, wiewohl meisterlich gesungenen und gespielten Duette im Schmidt über die lange Distanz nicht restlos zu begeistern wissen.
Tim Fischer, der 21jährige süße Bengel, manchmal fast so weiblich wie seine Partnerin, kann das Publikum spielend um den Finger wickeln. Auch Cora Frost macht mit Augenaufschlag, Schlafzimmerblick und Zitterstimme die Zuschauer schwach, wenn sie will. Daß die beiden aber einander bezirzen, ist unvorstellbar. „Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin“, singen sie, und das ist die Show: Zwei beste Freundinnen machen sich über Liebespaare lustig.
Perfekt aufeinander eingespielt geben sie sich spielerisch Stichworte für ihren Flirt mit dem Publikum und nehmen jeden Gag mit. Ein paar offensichtliche Schwächen in Form von zu flachen Witzen und ganz überflüssigen Kommentaren des Pianisten Thomas Dörschel stören nicht ernstlich. Dazu sind Fischer und Frost technisch zu gut.
Ein grenzenlos gelangweiltes „Du kannst mir mal'n bißchen treu sein“ macht prusten, Tim als völlig versoffener Bing Crosby entzückt kichernd. Gemeinsam suhlen sie sich genüßlich in Kitsch und Satire: Bei „Ein einziges Wort: Heirat“ etwa raunzen sie den Text uninteressierter als ein Aldi-Kassierer daher. Das triebige Weibstück Cora will Keuschheit zerstören, der Bubi Tim flieht entsetzt, läßt dann aber doch lüstern die Nasenflügel vibrieren. Das Paar nutzt weidlich aus, daß es ein Anti-Paar ist. „Machen wir's den Schwalben nach, bauen wir ein Nest.“ Man glaubte es eher noch zwei Sumo-Ringern.
Und sie scheun sich vor gar nichts. Ärgste Schlager, „Herzilein“ und „Felicita“, wären an sich schon Parodie genug. Aber der mit Zarah-Leander-Interpretationen bekannt gewordene Fischer und seine 31jährige „Mutti“ Cora treiben's stetig doller. Daß sie noch mehr können, zeigen sie in ihren Solo-Stücken. Thomas Weihe
Noch bis 26. März
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