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Mal kämpferisch, mal idyllisch

■ Frauenbewegung im 19. Jahrhundert / Ausstellung im Staatsarchiv

Wenn Frauen was erreichen, dann höchstens als Geschenk der Männer — so steht es nicht im Katalog, aber so präsentiert sich der Schluß der Ausstellung „Bilder zur Frauenbewegung im 19 Jahrhundert“, dieUrsula Kerstein, Leiterin der Landesgleichstellungsstelle, gestern eröffnete im Staatsarchiv eröffnete. Eine angemessene Identitätsfindung könne auch Frauen nicht gelingen „ohne Erinnerung und Bindung an die eigene Geschichte“, referierte Kerstein.

Die Ausstellung wurde nicht in Bremen konzipiert, sondern in Bonn, die BremerInnen haben aber einen eigenen Katalog mit drei Aufsätzen zur Bremer Frauengeschichte herausgegeben. Die Idee stammt von Rita Süssmuth, die Ausführung hat die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft übernommen — und das merkt frau auch.

Die von dem Bonner Kunsthistoriker Michael Ropers zusammengestellte Bilderschau ist unter dem Blickwinkel von Frauengeschichte gibt einen Einblick in die Geschichte der Pressegraphik mit teils getreulich abbildende, teils sozialkritisch konterkarierende Holzschnitten und Lithographien aus Publikationen wie der „Gartenlaube“ und dem „Wahren Jacob“. Aber es werden lediglich die beiden Hauptströmungen der deutschen Frauenbewegung, die proletarische und die bürgerliche, berücksichtigt. Die von der feministischen Geschichtsforschung wiederentdeckte Radikale Frauenbewegung kommt überhaupt nicht vor.

Entsprechend war zwar Platz für Lola Montez, die nicht nur die Geliebte eines Königs, sondern auch frauenbewegt war, nicht aber für Anita Augspurg, eine der Leitfiguren der Radikalen (s. nebenstehenden Kasten). Ausbund herr-schender Geschichtsschreibung ist der Text unter dem letzten Bild der Ausstellung zum Frauenwahlrecht in der Weimarer Republik. Da ist zu lesen, die rechtliche Gleichstellung von Frauen und das Frauenwahlrecht seien nicht das Verdienst „der bürgerlichen oder der proletarischen Frauenbewegung, vielmehr waren sie aus dem Wunsch nach einer demokratischen Legitimation der neuen Verfassung entstanden.“ War denn doch die ganze Frauenbewegung nicht mehr als ein Kaffekränzchen, fragt frau sich da. Bei einer Ausstellung, die von der Gleichstellungsstelle zu gleichen Teilen mit dem Staatsarchiv getragen wird, ist eine solche Darstellung verwunderlich, bzw. ärgerlich. Ropers kann man das nur begrenzt vorhalten. Seinen fachlichen Schwerpunkt bilden historische Ausstellungen ganz allgemein, nicht etwa Frauengeschichte. Dementsprechend ist seine Konzeption auch eine historische, keine feministische.

Auf den Stellwänden wurden bewußt Idylle und Sozialkritik nebeneinander gehängt. Dieses Gestaltungsprinzip wird schon auf dem Titelblatt des Kataloges deutlich, auf dem eine sozialdekratische Frauenversammlung und eine Sitzung des „Vaterländischen Frauenvereins“ unter Leitung von „Frau Kriegsminister Kamecke“ kontrastieren. In der Ausstellung selbst hängen dann zum Beispiel „Die Folgen des Strikes“, wo eben ein Verwundeter in eine proletarische Wohnung getragen wird, neben echten Prinzessinnen, die die neue Haar- und Blusentracht vorführen. Nicht nur wegen dieser deutlichen Gegensätze empfielt Staatsarchiv- Leiter Dr. Müller den Besuch besonders für Schulklassen. Das Staatsarchiv bietet nach telefonischer Anmeldung (0421/361-4452) auch Führungen an. asp

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