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Magistrat kriegt einen Zoo-Direktor

■ Bremerhaven sucht für einen erfahrenen Zoodirektor eine Beschäftigung und die Zoo-GmbH sucht einen neuen Direktor – ein öffentlich-rechtliches Rückkehrrecht und seine Folgen

Der Magistrat Bremerhavens hat weder Pinguine noch Seerobben unter sich, Anfang September aber einen veritablen „Zoodirektor“ in seinen Diensten. Dr. Rüdiger Wandrey heißt der Mann, 52 Jahre alt, er war 20 Jahre lang Direktor des Bremerhavener Zoos, ein studierter Biologe und in seinem Metier ein anerkannter Experte.

Mitte Juli hatte Wandrey mitgeteilt, dass er von seinem Recht Gebrauch machen will, in den öffentlichen Dienst zurückzukehren. Die Anfang des Jahres privatisierte Zoo-GmbH muss sich einen neuen Direktor suchen.

Hat denn der Magistrat Arbeit für einen Zoodirektor? „Da müssen Sie den Magistrat fragen“, sagt Wandrey. Nach seiner Ankündigung sei er von niemandem aus dem Magistrat offiziell angesprochen worden, um über die Lage zu reden. Auch vom Oberbürgermeis-ter Jörg Schulz nicht, der Leiter des Personalamtes für den Magistrat Bremerhaven ist. Vorgestern meldeten sich zwei SPD-Politiker in Bremerhaven zu Wort, die im „Zoo-Beirat“ sitzen, und erklärten, die Seestadt könne auf Wandreys Sachverstand für die Arbeit des Zoos nicht verzichten, der Magistrat solle noch einmal mit Wandrey reden: „Es macht doch keinen Sinn, einen Zoodirektor im öffentlichen Dienst zu beschäftigen und dann wiederum mit öffentlichen Mitteln einen neuen Direktor für den Bremerhavener Zoo zu gewinnen.“

Vor einem Jahr, als der Zoo privatisiert worden war, habe er sich das so auch nicht vorgestellt, räumt Wandrey ein. Immerhin ist inzwischen der Umbau des Zoos für 50 Millionen Mark beschlossene Sache. Wandrey hat nicht aufgehört, weil er eine interessantere Herausforderung im Auge hätte, im Gegenteil, er sieht seine Lage eher schlecht: „Mit 52 kriegt man keinen Zoo mehr.“ Die Nordseezeitung mutmaßte schon, er könnte die Leitung des Zoos in Wingst übernehmen. „Die werden mein Gehalt nicht zahlen können“, winkt er ab. Im öffentlichen Dienst hat er ein Anrecht auf BAT I A, das sind ca. 10.000 Mark im Monat. „Wenn es keine sinnvolle Beschäftigung für mich gibt, dann hat der Magistrat ein Problem“, fasst Wandrey den Fall Wandrey zusammen.

Über seine Motive schweigt er sich aus. Die seien „privater Natur“. Nur eines: „Amtsmüde“, wie einer geschrieben habe, das sei er „auf keinen Fall“. Und das ist ihm durchaus abzunehmen: Offiziell ist er bis September im Urlaub. Den verbringt er aber weitgehend in seinem Büro. „Ich will das geordnet übergeben“, erklärt er.

Über die Hintergründe der offenbar nicht ganz freiwilligen Amtsaufgabe kann man nur spekulieren. Als die neue „Zoo am Meer Bremerhaven“-GmbH gegründet wurde, da wurde nicht der langjährige Zoodirektor zum Geschäftsführer gemacht, sondern der Staewog-Geschäftsführer Christian Bruns. Wandrey wurde sozusagen zum „zweiten Mann“ herabgestuft. Im Kontext der Köllmann-Planungen für die Einbindung des Zoos in ein übergreifendes touristisches Konzept hatte es erhebliche Unstimmigkeiten gegeben, zuletzt um das Aquarium. Wandrey hatte sich das mehrere Monate angeguckt, sein verbrieftes Rückkehrrecht in den öffentlichen Dienst wäre demnächst abgelaufen. K.W.

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