Märkische Sozialdemokraten tauschen aus: Fraktionschef muss gehen
Bei der SPD im Brandenburger Landtag wird der einstige Hoffnungsträger entthront: Auf Erik Stohn (37) folgt Daniel Keller (35).
Stohn, erst 37 Jahre alt, galt früher als das aufstrebende, frische Gesicht der Brandenburger SPD. Er hatte, gefördert von Ministerpräsident und SPD-Landeschef Dietmar Woidke, 2017 das Amt des Generalsekretärs übernommen und wurde im Herbst 2019 Fraktionsvorsitzender. Schon zu Beginn dieses Jahres aber war über ihn zu lesen, er gelte als das große Problem der SPD. Er mache eine schlechte Figur, und es vergehe kaum eine Landtagssitzung, in der er nicht die schwächste Rede halte.
Der Neue ist erst seit 2019 im Landtag
Sein Vorgänger, Mike Bischoff, hatte das Amt 2019 nach nur drei Jahren mit 54 aufgegeben und das damit begründet, er wolle seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen und neuen Köpfen eine Chance geben. Stohns Nachfolger Keller ist nun der fünfte Chef der SPD-Fraktion seit 2013 – ein Amtsinhaber wurde Minister, ein anderer verstarb. Keller ist erst seit 2019 Mitglied des Landtags. Neben seinem Job als Parlamentarischer Geschäftsführer führt er als Co-Chef auch die SPD-Fraktion in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung und ist Präsident des Deutschen Judo-Bundes.
Auch im Berliner Abgeordnetenhaus hatte es in der SPD-Fraktion in der jüngeren Vergangenheit einen Versuch gegeben, den Fraktionschef abzusetzen. Ende 2017 wandten sich 14 Abgeordnete in einem öffentlich gewordenen Brandbrief an den seit 2011 amtierenden Vorsitzenden Raed Saleh. Doch das waren in der 38-köpfigen Fraktion zu wenige – das Aufbegehren hatte zwar Folgen, aber nicht für Saleh: Zahlreiche seiner damaligen Kritiker werden der künftigen Fraktion nicht mehr angehören, wenn sich das neu gewählte Parlament am nächsten Donnerstag erstmals trifft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“