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Märchenhafte Renditen

betr.: „Superrendite oder Verlust?“, taz vom 2. 7. 01

Wenn die kapitalgedeckte Altersvorsorge wirklich so sichere Renditen verspricht: Warum hat man nicht einfach den Rentenversicherungsträgern ermöglicht, einen Teil der Beiträge in Kapital anzulegen? Da die BfA sich leisten kann, Anlageprofis zu beschäftigen, während ich nichts von Finanzanlagen verstehe, müsste sie dann ja erst recht märchenhafte Renditen erwirtschaften. Ich weiß, dazu wär’ eine Gesetzesänderung nötig. Na und? Bisher war die Regierung mit neuen Gesetzen auch nicht kleinlich. Aber darum geht es ja nicht.

Worum es geht, ist, dass märchenhafte Renditen in einer Zeit gesättigter Märkte eben nicht möglich sind. Auf diesen Sachverhalt hat schon im 19. Jahrhundert ein deutscher Wirtschaftstheoretiker hingewiesen [...]; unabhängig davon hat in den 1970er-Jahren der Club of Rome (von dem die Marxisten nichts wissen wollten, weil sie mit dem Herrn aus Trier nix am Hut hatten) die Binsenweisheit festgestellt, dass endloses Kapitalwachstum irgendwann an physikalische Grenzen stößt. Kurz: Damit Kapital sich wieder rentiert, muss ein Teil der Billionen, die sich heute auf der Suche nach der finalen Anlage über die Märkte wälzen, vernichtet werden – und das möglichst so, dass wir es als unser persönliches Pech ansehn, wenn unser Geld weg ist. [...]

Und einen zweiten Effekt hat die Privatisierung der Altersvorsorge. Indem sie ein ganzes Volk zu Möchtegern-Spekulanten macht, die auf die verheißenen Kursgewinne hoffen, erhebt es den Shareseller-Value endgültig in kultischen Rang. Künftig werden es gerade die um ihre Rente bangenden Kleinanleger sein, die am entschiedensten auf Massenentlassungen drängen (solange es sie nicht selbst trifft). Die sich für die Aufweichung moralischer und ökologischer Standards einsetzen. Für die rücksichtslose Durchsetzung vermeintlicher deutscher Interessen, von der ja schon Schröder bei seinem Amtsantritt schwadroniert hat. Die Panik, in der all das geschieht, wird um so größer sein, als ja niemand weiß, was nun wirklich mit unserer Rente wird.

Die Weichen sind gestellt – rechtzeitig vor der nächsten Wahl. Und wir blöden taz-Leser haben es nicht mal gemerkt.

GERHARD PAULI, Düsseldorf

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