: Männer, zieht den Rock an!
betr.: „Die Freiheit der anderen“, taz vom 27. 12. 00
Der von Ihnen beschriebene Fall ist wahrscheinlich bei weitem kein Einzelfall. Ich habe einen Menschen kennen und schätzen gelernt, der ebenfalls auf dem Weg zur äußerlichen Frau ist. Von daher kann ich umso mehr die Bedürfnisse des von Ihnen erwähnten Gefangenen verstehen. Ich selber trage Röcke, bin ein Mann, fühle mich als Mann und will dies auch bleiben. Wäre in der Gesellschaft die Engstirnigkeit nicht so verbreitet, dann wäre die Problematik im Gefängnis erst gar nicht aufgetaucht. Oder zwingt man etwa im Frauenknast die Frauen, Röcke zu tragen?
WOLFGANG SPECKERT, Mainz
So wie ich den Beitrag verstanden habe, wurde hier ein Mensch eingelocht wegen relativ geringfügiger Vergehen. Dieser Mensch hat seine sehr persönlichen Eigenarten, die auszuleben ihm nach GG, Recht auf freie Selbstbestimmung, zustehen, oder wurde dieses ihm explizit aberkannt? Und da kommt ein Gefängnisdirektor namens Rolf Maleck daher, der diese Grundrechte selbstherrlich außer Kraft setzt!
Wenn wir in einer Demokratie leben, welche sich im Rahmen der EU zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet hat, dann ist es an der Zeit zu überlegen, ob Herr Maleck besser seinen Hut nimmt! Nach meiner Auffassung begeht er eine gravierende Rechtsbeugung des GG sowie der Menschenrechtscharta der EU. Das wäre doch eine interessante Herausforderung für amnesty internatonal! KIRSTEN TER VARA, Peine
Ich trage selber auch Röcke, bin aber durch und durch Mann. Ich bin voll davon überzeugt, dass ein Rock nichts mit „Frauenbekleidung“ zu tun hat. Wenn man die Geschichte einige Jahrhunderte zurückblättert, findet man praktisch nur Röcke an den Menschen. Das Tragen von Röcken bei den Männern ist also nur eine Wiedergeburt einer schon dagewesenen Mode.
Die Hosen haben zwei Röhren, der Rock aber nur eine. Also macht dieser Unterschied es aus, dass man(n) im Rock als Transvestit, schwul oder sonst als schräger Vogel betrachtet wird. Ich möchte hier aber auch erwähnen, dass es einige Fortschrittlichere, Tolerantere und Aufgeklärtere gibt. Diese (Männer) würden sicher auch mal gerne einen Rock anziehen und damit auf die Straße gehen. Ich möchte die Männer aufrufen: Macht es doch einfach; zieht euch einen Rock an! HEINZ WALTHER, Schweiz
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die veröffentlichten LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen