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Archiv-Artikel

Mädchen immer schlauer

KESS 8 Jungen bleiben der Schulstudie zufolge zurück: Mädchen lesen und schreiben in der 8. Klasse besser und sind in Mathe fast gleichauf

Mädchen und Jungen

 In Mathematik erreichten die Jungen der 8. Klassen, die im Jahr 2007 getestet wurden, durchschnittlich 569,6 Leistungspunkte, die Mädchen 556,8.

 Im Lesen erreichten die Mädchen 599,8 Leistungspunkte, die Jungen 566,6. Der Abstand – gut 33 Punkte – soll fast einem Lernjahr entsprechen.

 In Rechtschreibung erreichten Mädchen 152,1 der in dieser Disziplin vergebenen Punkte, Jungen 137,3 Punkte.

 Schullaufbahn: Von 100 Kindern, die ohne Empfehlung aufs Gymnasium gingen, waren Ende Klasse 8 noch 66 dabei.  (kaj)

Der Abstand zwischen Mädchen und Jungen in der Schule wird immer größer, das geht aus der Schulstudie „Kess 8“ hervor. Demnach liegen die Mädchen in der 8. Klasse weit vor den Jungen. Im Lesen betrage der Lernabstand fast ein Jahr, auch in Englisch und Schreiben seien die Schülerinnen besser, wusste gestern die Welt, der die – nach Behördenangaben noch gar „nicht fertige“ – Studie bereits vorlag. Nur in Mathematik lägen die Jungs vorn, würden aber von den Mädchen fast eingeholt.

Die von dem Dortmunder Schulforscher Wilfried Bos verfasste Studie soll am Dienstag im Schulausschuss vorgestellt werden. Grundlage sind rund 9.600 SchülerInnen, die 1999 eingeschult wurden und deren „Kompetenzen und Einstellungen“ (Kess) seither am Ende der 4., der 7. und der 8. Klasse getestet wurden.

Kess 8 liefert auch Material für die aktuelle Primarschuldebatte. So zeigte sich, dass 66,6 Prozent der Kinder, die ohne Gymnasialempfehlung aufs Gymnasium kamen, auch in der 8. Klasse noch dort waren. Die Empfehlungen sind also häufig falsch. Von den SchülerInnen mit Gymnasialempfehlung blieben übrigens 95 Prozent auf dieser Schulform.

Laut Welt-Bericht belegt die Studie die „Stärke der Gymnasien“, die die höchsten Leistungszuwächse verzeichneten. So lernten SchülerInnen, die trotz Gymnasialempfehlung auf die Realschule gingen, dort weniger. Dies liegt zum Teil am „Turbo-Abitur“: GymnasiastInnen dieses Jahrgangs haben mehr Unterricht und ein verdichtetes Curriculum.

Interessant an den Vorstudien Kess 4 und Kess 7 – die die Lernstände in Klasse 4 und 7 wiedergaben – war jeweils ein Vergleich zu der zehn Jahre älteren Lernausgangslagenuntersuchungsstudie (LAU). So brachte Kess 4 heraus, dass die 2003 getesteten ViertklässlerInnen gegenüber den 1996 getesteten ein ganzes Jahr Lernvorsprung hatten. Seither gilt als bewiesen, dass die modernen Methoden der Grundschulen erfolgreich sind. Doch dieser Vorsprung von einem Lernjahr war nach den Klassen 5 und 6 „wieder verspielt“, wie Studienleiter Wilfried Bos 2006 erklärte, als er Kess 7 öffentlich präsentieren durfte. Fazit: Die Beobachtungsstufen arbeiten noch nicht so gut.

Von Klasse 7 nach 8 bescheinigt die neuste Studie laut Welt nun „insgesamt gut Lernfortschritte“. Wie sich dies nun aber im Vergleich zur älteren LAU-Studie verhält, ist offen und wird vielleicht im Schulausschuss erklärt. KAIJA KUTTER