: Mach's gut, Berliner Abendschau!
■ Die traditionelle Vorabendsendung des SFB-Fernsehens soll ins Dritte Programm verbannt oder am Spätnachmittag gesendet werden
Berlin/Leipzig. Die Traditions-TV- Sendung Berliner Abendschau des SFB wird ihren attraktiven Sendeplatz um 19.20 Uhr im ersten Programm nicht halten können. Sie wird ab September dieses Jahres entweder ins Dritte Programm verbannt — wie bei anderen ARD-Anstalten üblich — oder auf 17 Uhr vorverlegt. Wie die taz aus Kreisen der ARD-Intendanten-Tagung in Leipzig erfuhr, will die ARD ihr Vorabendprogramm endgültig »harmonisieren«. So soll dem attraktiven Unterhaltungsprogramm des ZDF Paroli geboten und die Vorabendzeit in der ARD werbeträchtiger werden. Dazu wird das Programm in drei zehnminütige Sendeblöcke zerteilt, um Spots einblenden zu können.
Diese Zurichtung des Vorabendprogramms auf die Interessen der Werbewirtschaft bedeutet für die drei verbliebenen regionalen Informationssendungen im Ersten, etwa auch das Bremer buten und binnen, mehr oder weniger das Aus. So dürften im Dritten sicher weniger ZuschauerInnen einschalten; ebenso wirft der mögliche frühere Sendezeitpunkt — und damit auch Redaktionsschluß — im Ersten Schwierigkeiten auf: Die Information wird dann dünner.
Bisher hatten noch das Saarland, Bremen und Berlin Widerstand gegen die »Harmonisierung« geleistet und ihre Vorabendsendungen im Ersten Programm behalten. Doch haben kürzlich auch die Fernsehchefs der Rundfunkanstalten dieser Länder der »Harmonisierung« zugestimmt, ein Votum, das die Intendanten jetzt in Leipzig noch absegnen müssen. Heute wird in Leipzig die Verkündung der Entscheidung vor der Presse erwartet.
Beim SFB selbst herrschte gestern noch Unklarheit darüber, wann und wo die einschaltquotenträchtige Abendschau in fernerer Zukunft ausgestrahlt wird. Ein Sprecher wollte weder die Vorverlegung auf 17 Uhr noch die Umsetzung ins Dritte Programm bestätigen — beides aber auch nicht ausschließen. Ob die Veränderungen auch das um 17 Uhr in der ARD ausgestrahlte SFB-Ländermagazin Punkt 5 tangieren werden, war ebenfalls nicht zu erfahren. Für den finanzschwachen und seit der Vergrößerung der ARD auch programmlich schwächer vertretenen SFB ist der Verlust des Abendschau- Sendeplatzes auch ein weiterer Prestigeverlust. Schließlich wurde der langjährige Erfolg der provinziell anmutenden und immer noch sehr westberlinischen Abendschau vom SFB immer gern herausgestellt.
Erst kürzlich hatte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ein eigenes Politmagazin in der ARD gefordert und angedeutet, daß dafür das SFB- Magazin Kontraste über die Klinge springen könne. Die Entwicklung vom »Frontstadt«- zum Hauptstadtsender wird dem SFB gegen die Interessen der großen Mehrländeranstalten NDR, WDR und MDR nicht leicht fallen. kotte
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen