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Machos halten Frauen raus

■ Deutsche Fan-Projekte tagen in Bremen/ Weibliche und ausländische Fans im Fokus

Zum Auftakt des 5. Bundeskongresses der deutschen Fan-Projekte in Bremen gab's gestern gleich mehrere Premieren. Außer, daß die rund 70 hauptamtlichen PädagogInnen der mittlerweile 26 deutschen Fan-Trupps die neuen Räume unter der neuen Ostkurve und Vip-Lounge einweihten („dafür ganz nah am Herzen des Ganzen, an der Umkleide, machen wir uns doch nichts vor“), eröffneten sie ihre Debatte über den Fußball und seine Fans erstmals mit einem reinen Frauenpodium.

Unter der Fragestellung „Frauen–Fußball – Fehlpaß: Ist Fußball Männersache?“zollten sie damit einer relativ neuen Entwicklung im Fußball Tribut. „Die Zuwachsraten von Frauen in dieser Sportart liegen heute bei zehn Prozent, bei Mädchen sind es mittlerweile 15 Prozent mehr, die aktiv spielen“, sagte Hannelore Ratzeburg. „Sämtliche anderen Sportarten haben derweil Nachwuchssorgen.“Eine Sorge plagt die Vorsitzende des „Ausschusses Frauenfußball“vom Deutschen Fußball Bund (DFB) dennoch: Obwohl Fußball eigentlich alle Voraussetzungen für einen „ausbaufähigen Familiensport“erfüllen könnte, krankt er an der Dominanz männlicher Funktionäre ab 50 Jahre aufwärts, meint Ratzeburg. „Die Beteiligung von Frauen wird schon durch entsprechende Rahmenbedingungen wie Ausschußsitzungen am Nachmittag erschwert.“Danach gefragt, wie diese und andere Mißstände zu beheben seien, ließ sie sich ihre 20jährige Erfahrung in diesem Metier gerne anmerken – und deutete zugleich den Umfang der Misere an: „Wieviel Stunden habe ich für die Antwort?“

Den weitgehenden Ausschluß von Frauen in den Fußball-Gremien oder die Nichtbeachtung von Frauenfußball in den Medien wollten Ratzeburg und sechs weitere Frauen auf dem Fan-Projekte-Podium bei aller Misere aber nicht als „gezielt“bezeichnen. Vor überwiegend männlichem Publikum stellten sie vielmehr allgemein männliche Ignoranz fest, die das Mitmischen von Frauen – als Pressesprecherin, Schiedsricherin, Journalistin, oder Fan fast gleichermaßen – an allen Ecken und Enden behindert.

Viele junge Kollegen beim Deutschen Sport Fernsehen (DSF) seien schlicht Machos, konstatierte Ulla Holthoff, Chefin vom Dienst, auf dem Podium. Sie ist unter 63 männlichen Kollegen zugleich eine von nur vier Redakteurinnen. Darüber hinaus benannte sie finanzielle Gründe für den Medientrend zur Übertragung von Großereignissen, zu denen Frauenfußball nicht zählt: „200.000 Zuschauer interessieren einen Privatsender nicht“– noch dazu bei hohen Kosten und schlechten Drehbedingungen in unattraktiven Zweitliga-Stadien.

Solch objektive Bedingungen kombiniert mit einer Liste von persönlichen Ausgrenzungs-Erfahrungen ergaben gestern ein Bild davon, warum Frauen im Fußball noch Debatten führen, die anderswo als längst beendet gelten.

Da kam das Lied „von der kleinen Nymphomanin“aufs Tapet, das die Jungs im Fan-Bus grölen – „wo man sich als Frau nicht so wohl fühlt“, wie Fanzine Macherin und VfL Bochum-Fan Claudia Brust sagte. Und auch die Spielerin im Kader der deutschen Frauenfußball-Europameisterinnen, Dagmar Pohlmann ist sicher, daß Lothar Matthäus nie gefragt wurde, wie er als Mann zum Fußball kam – während ihr das öfter passiert.

ede ede

Die Fan-Projekte tagen heute ab 9 Uhr 30 im Hotel zur Post. Themen u.a. Multikulti auf Rasen und Rängen

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