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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Von einem wirklichen Erfolg konnte man zuerst nicht sprechen: Als nämlich dieses Album im März 1967 in die Plattenläden gestellt wurde, hat das anfänglich kaum jemanden interessiert, die Kritiker nicht und auch nicht die Käuferschaft. Das Album war also zuerst einmal: ein Flop.

Gerade mal 30.000 Exemplare sollen in den ersten fünf Jahren verkauft worden sein von dem Album. 30.000 Exemplare aber mit einer enormen Wirkkraft, weil, wie es Brian Eno mal sagte, „jeder, der eines dieser 30.000 Exemplare kaufte, dann mit einer Band an den Start ging“.

Was dieses Album zum Eckstein von eigentlich aller sich als alternativ verstehenden Rockmusik macht. Auf Platz 13 findet es sich auf der vom Rolling Stone 2003 erstellten Liste der „500 Greatest Albums of All Time“. Das Schwarze Quadrat des dunkel wummernden Rock, ohne Blümchen, keine Fransen. Sozusagen die Gegenthese zum gleichfalls 1967 ausgerufenen Summer of Love. Es handelt sich natürlich um das Debüt von Velvet Underground, das sogenannte Bananenalbum, wegen der Hülle aus der Hand von Andy Warhol, der die Platte auch produziert hatte. Diesen Flop, der sich zu einem der bedeutendsten Beiträge zum Pop entwickelte mit einer Musik, die noch heute ihre dringliche Plausibilität hat. Und in diesem Zusammenhang muss der Ehrenpreis für Traute in dieser Woche ins Zosch gehen, weil dort nämlich am Samstag Musiker wie Johnny Zabala, Maren van Ham, TT Geigenschrey und andere diesen schwarzdunklen Meilenstein zur Würdigung seiner nun fünfzigjährigen Wirkkraft auf die Bühne wuchten, das komplette Album vom noch sanft hingeträumten „Sunday Morning“ über die von Nico so anrührend windschief gesungene „Femme fatale“ und den nervensägenden, den Blues und die Minimal Music zusammenzwingenden Drone-Rock von „Venus in Furs“ bis zu dem mit Feedback zerquälten Endzeit-Boogie vom „European Son“ zum Schluss. Das ganze Paket (Tuckolskystr. 30, 21 Uhr).

Ein bisschen Lou Reed und damit Velvet Underground steckt schon auch in dem aus der Sahara kommenden Tuareg-Rock von Tinariwen, die eine Musik machen, die zurückgelehnt gelassen und aufgeregt exaltiert klingt, und das gleichzeitig. So eine Art Countryrock, bei dem statt dem Trab der Pferde halt mal von so einem Stapfen und Wanken der Kamele zu hören ist. Und die kennen sogar – und das unterscheidet den Tuareg-Rock dann doch vom amerikanischen Countryrock – den Weg zur Trance. Finden kann man sie mit Tinariwen am Dienstag im Heimathafen (Karl-Marx-Str. 141, 21 Uhr, VVK: 24 €).

Jetzt aber gleich mal das halbjahrhundertalte und immer frische „Sunday Morning“ hören …

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