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THOMAS MAUCH
Der Blick zurück, ohne Zorn. Weil Schallplattensammler ja nicht eifern, sondern ihrer musikarchäologischen und doch auch soziologischen Arbeit ganz nüchtern nachgehen, auf den Flohmärkten, wo sie gern in den Grabbelkisten wühlen. Dort, wo sich dann das herabgesunkene Kulturgut findet mit dem musikalischen Lumpenproletariat. James Last gibt es in diesen Kisten immer, und Heino, Heintje. Also die musikalische Eiche rustikal zur Ergänzung zur Schrankwand, die ein bundesdeutsches Heim in den Siebzigern einfach brauchte. Und auch Migrationsgeschichte lässt sich in diesen Grabbelkisten studieren. Irgendwelche Schlagersingles aus Jugoslawien sollten sich allemal finden lassen und vielleicht sogar mal ein Album von Bijelo Dugme, in den Siebzigern Jugoslawiens amtlichste Rockband. Türkische Musik dagegen eher nicht. Keinen Rock jedenfalls. Was vielleicht damit zu tun hat, dass in den ersten Migrationsbewegungen weniger die Rockfans aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind. Und mehr noch damit, dass in der Türkei das Leitmedium statt der Vinylschallplatte halt doch die Kassette war. Was heißt, dass man als Schallplattenfetischist selbst in Istanbul in den Secondhandläden länger suchen und dann einen ganzen Batzen Geld auf den Tresen legen muss, um so ein Originalalbum aus den Siebzigern zu ergattern mit Anadolu-Rock, also dieser Verschmelzung von Rock mit türkischer Folklore. Alben von Erkin Koray oder Bariş Manço etwa. Manchmal mit heftigem Drall ins Psychedelische. Entsprechende Anregungen für Sammler gibt es am Freitag im Südblock mit Hal Hal bei der Anadolu-Disco mit den Hits des Anadolu-Rock, live und vom Plattenteller, unter anderem mit Aziza A (Admiralstr. 1/2, 22 Uhr).
Und noch ein weiterer Packen Musikgeschichte, Abteilung deutscher Indierock. Bei Los Apollos kommen Die-Sterne- und Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs- mit Looney-Tunes-Vergangenheiten zusammen, Letztere gibt mit der Gitarre die Richtung vor, was ganz klassische Surfmusik ohne jeden Schnickschnack bedeutet. Spielen mit den Kilaueas (Surf, klassisch, ohne Schnickschnack) am Mittwoch im Wild at Heart (Wiener Str. 20, 22 Uhr, 9 Euro).
Oder, auch am Mittwoch, der angenehme und leicht psychedelisierte Schlag-mich-mit-einer-Blume-Rock, vom Folkpop und Erinnerungen an die Sechzigern her kommend, mit The Soft Hills, einem Quartett aus Seattle, das bestimmt zwei, drei der ganz frühen Lieder von Pink Floyd gleich zum Frühstück einwirft. Im Badehaus (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 8 Euro).
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