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TIM CASPAR BOEHME
Berliner, so ein beliebtes Stereotyp, müssen manchmal etwas Nachhilfe in Sachen Humor bekommen. Die besonders schwierige Konstellation Musik und Humor, genauer gesagt, elektronische Musik und Humor, stellt da für manchen Hörer vielleicht ein unüberwindliches Hindernis dar. Das muss es aber gar nicht. Wer sich etwa am Freitag zum Konzert des Kölner Klangbastlers Jo Zimmermann alias Schlammpeitziger im Monarch einfinden und sich zu irgendeinem Zeitpunkt beim Schmunzeln ertappen sollte, kann beruhigt die Mundwinkel nach oben gezogen lassen – das ist durchaus im Sinne des Geräuscherfinders Zimmermann. (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr)
Weniger entschieden humoristisch geht es später am selben Abend im Gretchen zu. Dort kann man den französischen Produzenten Castex Erwan alias Rone mit einem Live-Auftritt in der Reihe Beat da House erleben. Rones Musik nimmt Elemente von House und Techno, um damit melancholisch-cineastische Bilder heraufzubeschwören – Erwan hat zunächst Film studiert und als Regieassistent gearbeitet. (Obentrautstr. 19–21, 23.30 Uhr, 10/8 €)
Für Melancholie, aber vermutlich auch für ein gut Teil Nostalgie dürfte der Besuch der großen Soul-Dame Alison Moyet am Montag im Heimathafen Neukölln sorgen. Moyet, die 2008 zu einem schwer nostalgischen Reunion-Konzert ihres Synthie-Pop-Duos Yazoo nach Berlin gekommen war, hat nach sechs Jahren Pause in diesem Frühling mit „The Minutes“ wieder ein Soloalbum vorgelegt, auf dem sie sich nach einer Reihe von Soul-Platten wieder mit ihren Anfängen im elektronischen Pop auseinandergesetzt hat. Nach Yazoo klingt das zwar nicht unbedingt, dafür gibt es gelegentliche Ausflüge in den zeitgenössischen R&B. Und Moyets Stimme hat immer noch jede Menge Ausdruck und Kraft. (Karl-Marx-Straße 141, 21 Uhr, VVK 39,75 €)
Das Jazzkollektiv Berlin hat kaum seine Kollektiv Nights beendet, da geht es schon mit einer anderen Reihe weiter. Die „Serious Series“ bietet jungen Gegenwartsjazz aus Berlin, dem „Home of international jazz pioneers“, wie es im Untertitel selbstbewusst heißt. Tatsächlich muss sich Berlin im internationalen Vergleich längst nicht mehr verstecken – hochkarätige Jazzer aus aller Welt wohnen inzwischen hier, Tendenz steigend. Eine Auswahl davon stellt die vom Berliner Musiker Uli Kempendorff im Jahr 2009 begonnene Reihe vor. Am Mittwoch spielen im Senatsreservenspeicher etwa die Sebastian Gille Group, das deutsch-schwedischeTrio Wanja Slavin, Petter Eldh, Christian Lillinger und das Projekt Helgoland des dänischen Kontrabassisten Jonas Westergaard. (Cuvrystr. 3–4, 19 Uhr, 10/8 €)