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Archiv-Artikel

MILITÄRAKTIONEN IN DEN PALÄSTINENSERGEBIETEN WERDEN WEITERGEHEN Das Ende der Illusionen

Nach knapp drei Monaten relativer Ruhe ist der gewaltsame Konflikt im Nahen Osten wieder voll entbrannt. Militäroffensiven in Nablus und im Gazastreifen vor Weihnachten waren für die Palästinenser die blutigsten seit langem. Mit dem Selbstmordanschlag bei Tel Aviv, dem ersten seit Anfang Oktober, kehrte der Krieg wieder ins Zentrum Israels zurück. Vom Militäreinsatz in Nablus und Umgebung zog die Armee sich gerade zeitweilig zurück. Der nächste Einmarsch ist abzusehen, nachdem dem Geheimdienst mehr als 50 Warnungen vor Terrorattacken rund um den Jahreswechsel vorliegen.

Die Hoffnungen der Bevölkerung auf ein stilles Einvernehmen zwischen Israel und militanten Palästinensern, wonach Anschläge in Israel eingestellt würden, wenn Israel sich gezielter Mordversuche enthält, erwiesen sich als Illusion. Der Geheimdienst enthüllte, Dutzende von Attacken seien durch Antiterrorbemühungen vereitelt worden. Während die Intensität von Israels Offensiven in Palästinensergebieten periodisch wechselt, bleibt der Konflikt ungelöst. Der Kampf zwischen der Armee und radikalen Gruppen geht weiter. Politiker auf beiden Seiten sind unfähig, Alternativen zur Gewalt anzubieten.

Palästinenserchef Ahmed Kurei will Premier Ariel Scharon nicht treffen, solange er nicht darauf hoffen kann, Zugeständnisse mit nach Hause zu bringen. Scharon hat Siedlungsevakuierungen angekündigt, bisher aber noch keinen wilden Siedlungsaußenposten entfernt. Anschläge dürften sich auch durch Trennanlagen nicht verhindern lassen, nicht von Kassam-Raketen und nicht auf Siedlungen. Zu deren Schutz fühlt die Armee sich verpflichtet. Das bedeutet, dass Militäraktivitäten in den Gebieten weitergehen.

Man sollte Scharons Plan ernst nehmen, einseitig Gebiete abzutrennen. Doch dann bekämen die Palästinenser keinen lebensfähigen Staat, sondern einen Flickenteppich von Enklaven, der kaum mehr als 40 Prozent der heutigen Gebiete umfasst. Der Konflikt würde somit nicht gelöst, sondern verschärft. ANNE PONGER