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Michael Grabner (57), Holtzbrinck-Geschäftsführer und neben David Montgomery derzeit unbeliebteste Person beim Berliner Verlag, hat sich nichts vorzuwerfen: „Persönlich verkrafte ich das“, sagte er der Welt zum aktuellen Hauptstadtdebakel. Man werde den Verlag (Berliner Zeitung, Kurier, Tip) in den nächsten zehn Tagen gemäß der bestehenden „Exklusivitätsvereinbarung“ an das Konsortium aus Montgomerys Mecom und den Risikokapitalgesellschaften 3i und VSS verkaufen. Bestandsgarantien für die Redaktionen gebe es dabei nicht. „Die kann ich dem Käufer ja nicht abfordern“, sagte Grabner.
Schwund dürfte vor allem in den Chefredaktionen unvermeidbar sein: Kurier-Chefredakteur Hans-Peter Buscheuer und sein Kollege Uwe Vorkötter von der Berliner Zeitung hatten öffentlich sehr klar gemacht, was sie von dem Deal halten: gar nichts. Macht nichts, laut Grabner muss man ja „diesen Protest im Rahmen der allgemeinen Berliner Aufgeregtheit sehen“. Für die hat Grabner allerdings über weite Strecken selbst gesorgt: Holtzbrinck verlegt in Berlin bereits den Tagesspiegel, der sich seit Mitte der 1990er-Jahre mit der Berliner Zeitung eine erbitterte (Marketing-)Schlacht um Abonnenten und den Titel Hauptstadtzeitung leistete.
2003 folgte der kühne Versuch, trotz des bestehenden Kartellrisikos die Berliner Zeitung zu übernehmen. Das Kartellamt sagte – vorhersehbar – nein. Aber Grabner vertraute auf die Politik, die das besondere Kartellrecht für die Presse nach Holtzbrinck-Façon ändern sollte: Schuld sei „eindeutig die Politik, da sie die Rahmenbedingungen nicht änderte“, so Grabner. Dass er das ausgerechnet in Springers Welt sagt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Springer war gegen die Berlin-Pläne von Holtzbrinck Sturm gelaufen und unterstützt jetzt aus genauso durchsichtigen Gründen die britische Lösung. Denn das Engagement eines anderen deutschen Großverlags wäre für Springer alles andere als glücklich. Wie gut also, dass Kölns Pressepatriarch Alfred Neven DuMont (78) (Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung, Express) erst jetzt ein offizielles Gebot für den Berliner Verlag abgab: 175 Millionen Euro will er berappen. Zu spät, sagt Grabner: „Die anderen waren früher dran.“ STG