Lücken der deutschen Afrikastrategie: Afrikas Vielfalt wahrnehmen

Das BMZ übersieht, dass 54 Länder auf unterschiedliche Ansätze warten. Die Regierung sollte die Strategie entwickeln, nicht nur ein Ministerium.

Tee Plantage in Kenia

Vielfalt in Afrika – eine Teeplantage in Kenia Foto: imago

Die neue Afrikastrategie des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) sagt viele richtige Dinge. Aber was daraus folgen soll, verharrt zumeist auf der Ebene von Allgemeinplätzen. „Die Entwicklung nachhaltiger, widerstandsfähiger Agrar- und Ernährungssysteme vorantreiben“ oder „Politische Teilhabe der Zivilgesellschaft stärken“ ist weder kontrovers noch neu.

Kann es auch gar nicht sein, denn die „afrikapolitischen Leitlinien“ der Bundesregierung von 2019, die ein „Konzept“ aus dem Jahr 2014 ablösten, gelten ausdrücklich weiter, als „Rahmen“. Es gibt aber auch Afrikastrategien in weiteren Ministerien. Irgendwer hat sicher auch noch den „Marshallplan für Afrika“ und den „Compact mit Afrika“ und relevante EU-Papiere aufbewahrt.

Bei all diesen Strategien ist der Weg wichtiger als das Ziel. Die Erarbeitung dieser Konzepte zwingt dazu, sich über Afrika Gedanken zu machen; das fördert Austausch und Verständnis. Was am Ende drinsteht, ist vergleichsweise nebensächlich. Und wie viele dieser Strategiepapiere werden je in Afrika gelesen?

Das Hauptproblem besteht in der Verallgemeinerung. Afrika ist ein Kontinent von 1,4 Milliarden sehr vielfältigen Menschen in 54 sehr unterschiedlichen Ländern. Entwicklungspolitik wird nicht mit „Afrika“ insgesamt gemacht. Es wird mit einzelnen afrikanischen Regierungen verhandelt. Die Ergebnisse bleiben über mehrere Jahre verbindlich, egal ob inzwischen jemand in Berlin eine neue Afrikastrategie entwickelt hat. Und aus Sicht der afrikanischen Regierungen ist der Partner die Bundesregierung insgesamt.

Wozu also formuliert ein einzelnes Bundesministerium eine Strategie für ganz Afrika? Statt dass die ganze Bundesregierung Strategien für einzelne afrikanische Länder formuliert und – ganz wichtig – veröffentlicht und zur Diskussion stellt? Das wäre eine Grundlage für deutsch-afrikanischen Dialog, der nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner und wolkige Gemeinsamkeiten thematisiert, sondern auch mal unangenehme Wahrheiten. Wie es zwischen Partnern selbstverständlich sein sollte.

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