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Lübeck wird rot

■ In der Hansestadt wurde ein linker SPD–Kandidat zum Bürgermeister gekürt / Test für rot–grünes Bündnis schlug fehl

Hamburg (taz) - Die Hansestadt Lübeck wird ab 1. Mai 1988 einen neuen Bürgermeister haben. Michael Bouteiller (SPD, 44), bisher Leiter des Umweltamtes in Bielefeld, wurde am Donnerstag mit einer Stimme Vorsprung vor dem CDU–Amtsinhaber Knüppel von der Bürgerschaft gewählt. Bouteiller wird dem linken Flügel seiner Partei zugeordnet. Zwar hatten sich SPD (22 Sitze) und Grüne (4) auf ein gemeinsames Abstimmungsverhalten geeinigt, doch im ersten Wahlgang entfielen auf den SPD–Mann nur 24 Stimmen. Erst im dritten Durchlauf, bei dem die einfache Stimmenmehrheit genügte, wurde Bouteiller mit 24 zu 23 Stimmen gewählt. Sabine Bauer, Fraktionschefin der SPD, beteuerte gegenüber der taz, daß alle ihre Kollegen bei der geheimen Abstimmung Fraktionsdisziplin geübt hätten. Aber auch die vier grünen Parlamentarier wollen geschlossen für Bouteiller gestimmt haben. In Lübecker SPD–Kreisen wird gemunkelt, daß Abgeordnete um den rechten SPD–Innensenator Hilpert dem linken Kandidaten die Stimmen verweigert haben. Hilpert ist nicht glücklich über die Wachablösung, muß er doch nach den Lübecker Gepflogenheiten seinen Stuhl einem CDU–Mann überlassen. Auch bei den Grünen gibt es Zoff. Noch am Montag waren ihre Abgeordneten mit dem SPD–Kandidaten in Verhandlungen getreten, um Zugeständnisse in der Frage des „naturverträglichen Ausbaus“ des Travemünder Skandinavienkais, der „Demokratisierung der Bürgerschaft“ und der „Sicherstellung des autonomen Frauenhauses“ zu erreichen. Doch mehr als 400.000 Mark jährliche Zuschüsse für das Frauenhaus wurden nicht zugesichert. Der Versuch der Partei, die Bürgermeisterwahl zum Testfall für ein rot–grünes Bündnis zu machen, schlug damit fehl. mib

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