piwik no script img

■ Das PortraitLucky Luke

Seit 47 Jahren reitet er nun schon als poor lonesome cowboy durch den Wilden Westen. Immer die gleichen Klamotten – Stiefel, Bluejeans, gelbes Hemd, schwarze Weste, rotes Halstuch, weißer Hut – immer eine Kippe im Maul. Ein knallharter Bursche, siegreich in zahllosen Duellen, Beschützer hilfsbedürftiger Ladies, Schrecken aller Viehdiebe und Falschspieler. Bekannt ist dieser glorreiche Westernheld als „der Mann, der schneller zieht als sein Schatten“, aber: Er ist immer noch Jungfrau. Ein flotter Gunman mit toter Hose. Das darf nicht sein, dachte sich der Belgier Jean Bucquoy und zeichnete „Das Sexualleben des Lucky Luke“. Doch kaum lag die Delikatesse im Ladenregal, da wurde dem voyeuristischen Publikum auch schon wieder der Blick verbaut. Ein Brüsseler Gericht verbot die Parodie. Es gab damit dem Franzosen und geistigen Vater des Lucky Luke, Herrn Maurice de Bévère, der sich selbst „Morris“ nennt, recht. Er hatte auf das Urheberrecht an der Figur gepocht und behauptet, durch diese schlüpfrige Verunglimpfung könne das Bild seines Helden bei den jungen Lesern „irreparablen Schaden“ nehmen. Jetzt darf Lucky weiter killen – bumsen aber nicht.

Lonesome Cowboy

Nach einem sechsjährigen USA-Aufenthalt, wo er Erfahrungen bei der satirischen Zeitschrift Mad sammelte, ließ Morris 1946 Lucky Luke von der Leine. Bis 1955 gestaltete er die Serie alleine, dann kam als Texter René Goscinny hinzu. Die beiden machten aus Lucky Luke einen derjenigen Comics, die das Medium vom Geruch der Primitivität befreiten. Inzwischen zählt die Serie, die gnadenlos die in Western zelebrierten Rituale veralbert, zu den meistgelesenen in Europa.

Schön und gut, aber was war nun wirklich zwischen Lucky Luke und Billy the Kid? Hatte der einsame Reiter Gruppensex mit den Daltons? Trieb er's mit Kühen, Idianern oder Kakteen? Unterhielt er eine sadomasochistische Beziehung zu seinem Pferd Jolly Jumper, oder holte er sich nachts in der Prärie den blöden Köter Ran Tan Plan in seinen Schlafsack und ließ sich von ihm... Wir werden es nie erfahren. Doch vielleicht zeigt Morris ja demnächst ein wenig Realitätsnähe und läßt seinen kettenrauchenden Cowboy an Lungenkrebs krepieren – genauso, wie Lucky Lukes berühmter Kollege, der Marlboro-Mann, ins Gras biß. Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen