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Archiv-Artikel

Lotte wird obdachlos

Der integrative Gastronomiebetrieb von behinderten und nicht behinderten Menschen muss aus dem Haus Drei ausziehen. Der Geschäftsführer vom Haus Drei sieht Schwierigkeiten bei der konzeptionellen Zusammenarbeit

Das Café und Restaurant Lotte wird seine Räume im Kulturzentrum Haus Drei in Altona verlieren. Dessen Geschäftsführer Otto Clemens hat den Betreibern des Gastronomiebetriebes schriftlich mitgeteilt, dass der im Sommer 2008 auslaufende Vertrag nicht verlängert werden würde.

Die Zusammenarbeit zwischen den Parteien hätte sich nicht gut entwickelt, sagt Clemens. Es gäbe kaum noch Berührungspunkte und inhaltliche Schnittstellen zwischen den Konzepten. Daher wolle man sich nun nach einem neuen Pächter umsehen und mit ihm einen Plan für eine Kulturküche für MigrantInnen entwickeln.

Renate Radtke und Udo Sierck, Geschäftsführer von Lotte, sind entsetzt. „Es kann nicht angehen, dass behinderte Menschen gegen MigrantInnen ausgespielt werden“, sagt Sierck. Seit 1998 ist Lotte als Nachfolger des Röpers-Hof-Café Untermieter im Haus Drei. Um in Ruhe arbeiten zu können sei nicht nur eine Verlängerung der Nutzungsmöglichkeiten notwendig, sondern auch eine klare Trennung der beiden Partner. Sowohl finanziell als auch räumlich. Reibereien zwischen beiden Parteien habe es immer schon gegeben, sagt Renate Radtke. Die Betreiber und Mitarbeiter von Lotte würden viel in die Räume investieren und das Gelände pflegen, wovon letztendlich auch das Haus Drei profitieren würde, das sei aber offenbar nicht gewünscht.

Clemens erklärt, das neue Konzept ließe sich mit dem bisherigen Unternehmen nicht umsetzen. Einen Beschäftigungsträger würde er als geeigneten Partner ansehen, da dieser sich nicht „selbst ernähren“ müsse und mehr Freiraum für konzeptionelles Arbeiten hätte. Die neue Initiative solle außerdem Möglichkeiten zur beruflichen Qualifikation bieten.

Dagegen geben Radtke und Sierck an, sie würden inzwischen auf festen Füßen stehen und sechs behinderten und acht nichtbehinderten Menschen einen Arbeitsplatz bieten. Sollte der Vertrag nicht verlängert werden, sei die gesamte Existenz des Betriebs gefährdet. Alternativen zum aktuellen Standort seien nicht in Sicht. JAN WEHBERG