Long-Covid-Erkrankte protestieren: „Wir brauchen mehr Forschung“

Mit 400 Feldbetten vor dem Reichstag machen Betroffene auf Long Covid aufmerksam. Sie fordern Unterstützung für Forschung und Versorgung.

Zwei Frauen mit Protestschildern

Ricarda Piepenhagen (l) und Elena Lierck demonstrieren für Long-Covid-Betroffene in Berlin Foto: Jörg Carstensen/dpa

BERLIN taz | Zum Beispiel Larissa, 32, aus Hessen, arbeitet im mobilen Pflegedienst, seit November 2020 an Long Covid erkrankt. Oder Christian, 35, aus Sachsen-Anhalt, Pfleger, seit 2021 an Long Covid erkrankt. Oder Andrea, 55, aus Niedersachsen, Kindergärtnerin, seit Februar 2021 arbeitsunfähig – das sind nur drei von vielen Betroffenen, deren Porträtfotos auf 400 Feldbetten lagen, die von der Initiative „NichtGenesen“ und „NichtGenesenKids“ am Donnerstag bei klirrender Kälte vor dem Reichstag aufgebaut wurden. Die Initiativen wollen auf die unzureichende Versorgung von Menschen mit Long Covid aufmerksam machen.

„Wir brauchen von der Politik mehr Geld für die Forschung, für die Zulassung von Medikamenten“, sagt Ricarda Piepenhagen, 50, Gründerin von NichtGenesen und seit mehr als einem Jahr arbeitsunfähig an Post Covid erkrankt. „In der akuten Phase von Corona sind viele Millionen Euro für Maßnahmen ausgegeben worden. Und jetzt, für die Post-Covid-Erkrankten, gibt es nur 16 Millionen Euro an Fördermitteln für die Forschung. Das ist viel zu wenig“, so Piepenhagen, die vor ihrer Erkrankung als Lehrerin in Ueckermünde gearbeitet hat.

Elena Lierck ist Gründerin von NichtGenesenKids, ihre 13-jährige Tochter Kalea leidet als Folge von Covid unter dem Erschöpfungssyndrom ME/CFS und geht seit einem Jahr nicht mehr zur Schule. „Die Ärztinnen und Ärzte wissen zu wenig“, sagt Lierck, die „verpflichtende Weiterbildungen“ im Gesundheits- und Schulbereich für das Krankheitsbild fordert.

In Familien, in denen zum Beispiel ein Kind an Long Covid erkrankt, das deswegen nicht zur Schule gehen kann, schalte sich dann manchmal das Jugendamt ein, wegen angeblicher Gefährdung des Kindeswohls durch den fehlenden Schulbesuch, erzählt Lierck, „da herrscht viel Unwissenheit“.

Antrag der Union

Die Initiativen befürworten einen Antrag der Union, der im Bundestag am Donnerstagabend verhandelt werden sollte. Laut dem Antrag sollen ME/CFS-Betroffene besser unterstützt werden. Postinfektiöse Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gab es schon vor Corona, kann aber auch als Spätfolge von Covid auftreten. Im Antrag der Union ist von 300.000 ME-CFS Langzeiterkrankten als Folge von Corona die Rede.

Die Union fordert, den Aufbau von Kompetenzzentren für ME/CFS und die Entwicklung von „biomedizinischen Therapien“ stärker zu fördern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio, für die kommenden Jahre 100 Millionen Euro für eine bessere Versorgung der Long-Covid-Erkrankten einzuplanen. Ob er das Geld im Bundeshaushalt bekommt, ist offen. Für 2022 und 2023 sind 16 Millionen für Forschungsprojekte vorgesehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.