: Lokalkoloratur
Das wäre doch mal was gewesen. Eine leibhaftige Senatorin hinter Gittern. Fünf Jahre Santa Fu wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Das hätte Geschichten abgeworfen noch und nöcher, Schlagzeilen meterhoch. Aber - aus der Traum, es wird nix aus Knasti Helgrit Fischer-Menzel, aus dem Selbsterfahrungs-Workshop einer Sozialsenatorin. Der Staatsanwaltschaft war das dann doch ein bißchen arg viel Skandal und deshalb hat sie die Vorermittlungen gegen die SPD-Politikerin eingestellt. Die hatte nämlich, böse, böse, bei der Einweihung des sogenannten Drug-Mobils gesagt, was durchaus wünschenswert wäre: Die mobile Hilfsstation möge ein Platz sein, an dem Junkies unter streßfreien und hygienischen Bedingungen illegalisierte Drogen zu sich nehmen dürften. Und das in einem staatlich geförderten Projekt!
Das kann nicht sein, das darf nicht sein und ist auch nicht. Stellt nunmehr die Staatsanwaltschaft fest. Und zieht als Beweismittel heran ein kleines Schild im Drug-Mobil, auf dem geschrieben steht: „Kein Drogenkonsum“. Was zu beweisen war und, Glückes Geschick, auch noch die Sozialsenatorin vom Vorwurf befreit, Rauschgiftsüchtigen zu einer Gelegenheit zum Schuß verholfen zu haben. Schließlich hängt im Bus das Schild als amtlicher Beweis dafür, daß im Drug-Mobil niemand fixt, Fischer-Menzels Wünsche somit in den Wind gehaucht und deshalb als untauglicher, daher strafloser Versuch eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zu werten seien.
Soviel juristischer Feinsinn auf einen Haufen könnte uns fast dazu verleiten, der Hamburger Staatsanwaltschaft ein wunderbares Pfeifchen zu spendieren. Wenn's denn erlaubt wäre. uex
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