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Lokalkoloratur

Um klobige Worte ist er nicht verlegen, Pfarrer Ulrich Rüß, der in der romantischen Hochzeitskirche St. Johannis-Eppendorf den segnenden Vorsitz führt. Hat der 50jährige sich in jahrzehntelanger Unbeirrbarkeit schon den Ruf eines Erzreaktionärs in puncto Feminismus, Frauen in der Kirche und als Abtreibungsgegner erworben, so übt er sich jetzt in Sachen Arbeitsmoral: „Eine halbe Arbeitsstelle bedeutet für den Inhaber entweder Ausbeutung oder Verführung zur Faulheit!“, klotzt der Christ. Den Grund für den neuen Schub rhetorischer Phantasie lieferte Rüß ein Synodenbeschluß, nach dem auch in St. Johannis gespart, kurzum die Pfarrstelle seines Kollegen Ottfried Jordahn nach dessen Ausscheiden halbiert werden soll. „Der Beschluß habe die Wirkung eines Rasenmähers im Blumenbeet“, poltert Rüß. Er mutmaßt, der Sperrvermerk habe etwas mit seiner umtriebigen Tätigkeit als Vorsitzender der konservativen „Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Nordelbien“ zu tun. Die, fürchtet Rüß offenbar, käme zu kurz, wenn er nur noch einen halben Kollegen hätte. Wär ja auch echt schade drum. wie

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