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Lokalkoloratur

Welch Trugschluß zu glauben, Bausenator Eugen Wagner habe den nötigen Sinneswandel vollzogen und lasse sich neuerdings von verkehrspolitischen taz-Argumenten überzeugen. – Ich gestehe: Einen Tag lang bin ich dieser Illusion erlegen. Sonntag komme ich nach einer abgasfreien Woche zwischen Dünen, Meer und Rum mit Tee von der ostfriesischen Küste ins lärmende St. Pauli zurück, starre – entsprechend mißmutig – auf die Blechkolonne vor meinem Fenster in der Simon-von-Utrecht-Straße und reibe mir die Augen: In meiner Abwesenheit sind ungelogen zwei (schiele ich?) Tempo-30-Schilder aus dem Boden gesprossen. Oh Eugen, solltest du mein Flehen nach Verkehrsberuhigung endlich erhört haben? Weit gefehlt. „Von uns kommt diese Anordnung nicht“, lautet die ernüchternde Behörden-Auskunft. Die Wohltäterin war in diesem Fall die Polizei: Solange die Fahrbahn durch die Baustellen verengt ist, müssen die Autos langsamer fahren. „Daß das keine Tempo-30-Zone ist“, belehrt mich der Sprecher, „hätten Sie aber wissen können.“ Die Schilder seien weder rechteckig noch mit dem Zusatz „Wohngebiet“ versehen. Mein Glück ist vorübergehend; Hamburger Realität ist manchmal bitter. Doch einen Wunsch möchte ich auf die Gefahr, vor Betonwände zu reden, noch loswerden, Herr Senator: Ich war ja jetzt auf Spiekeroog. Die Insel ist autofrei ... Heike Haarhoff

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