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Lokalkoloratur

Ein gefundenes Fressen für alle Lehrerfeinde war er, der faulste Lehrer Deutschlands, der im vergangenen Jahr tagelang die bundesdeutschen Schlagzeilen beherrschte. Der Pädagoge, Realschullehrer auf der schönen Nordseeinsel Föhr, war knapp vier Jahre (bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im April 94) seinem Arbeitsplatz ferngeblieben - ein Nervenarzt hatte ihm ein dienstlich bedingtes „anhaltendes depressives Erschöpfungssyndrom“ bescheinigt. Bei vollem Lohnausgleich, denn seine Versuche, sich vorzeitig pensionieren zu lassen, scheiterten am amtsärztlichen Gutachten. Das hatte dem Dienstmüden eine gute körperliche Verfassung bescheinigt, die der kregle 52jährige auch dadurch unter Beweis stellte, daß er regelmäßig Tennis spielte und im Geschäft seiner Frau mitarbeitete. Seit gestern nun hat die Volksseele etwas Ruh: Die Disziplinarkammer des Verwaltungsgerichts in Schleswig versagte dem unwilligen Pädagogen einen Teil seiner Bezüge. Seine Klage gegen Gehaltsstreichungen wurde abgewiesen, da das amtsärztliche Gutachten die kultusministerielle Entscheidung maßgeblich sei. Zuviel Genugtuung allerding ist nicht angebracht: Gerichtlicher Streitgegenstand waren lediglich die vorenthaltenen Bezüge von Februar bis April 1994. Bis dahin hatte Schleswig-Holstein den leidenden Lehrer anstandslos bezahlt. taz

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