: Lokalkoloratur
Wäre diese Lokalkoloratur eine Roger-Whittaker-Single und die übrige Ausgabe der taz hamburg ein Schallplattenspieler, könnten Sie jetzt das leicht angestoßene 45er-Vinyl abspielen und ein paar gedämpfte Takte „Abschied ist ein scharfes Schwert“ vernehmen. Dann würden Sie ungefähr nachempfinden können, wie es derzeit in der Chemnitzstraße mit der Stimmung bestellt ist. Traurig sind wir, wehmütig gar und vielleicht auch ein wenig neidisch. Nach anderthalb Jahren verläßt uns die werte Kollegin Iris Schneider, was unser Sentiment erklärt. Und wenn Sie erfahren, wohin die Reise geht, wird es auch einsichtiger, warum mancher gerne an Irisens Stelle wäre und deshalb etwas scheel dreinblickt: nach Irland. Auf der grünen Insel, dort, wo andere urlauben und am liebsten ihr Guinness trinken, wird Doc Schneider zukünftig arbeiten. Die Dubliner Universität kann sich schon jetzt auf die promovierte Lingu- und Slawistin freuen, die fortan am Trinity College dozieren wird. Wir hingegen stehen ziemlich bedröppelt da. Wer soll nun unsere nur russisch sprechenden Informanten betreuen? Was soll fürderhin mit Semantik und Semiotik geschehen, wenn unsere Sprachwache nicht mehr besetzt ist? Willst du uns das wirklich antun, Iris? Und deinen beiden Buben, die mit rüber müssen? Du bleibst bei deinem Entschluß? Ja? Okay, DJ, hol' das Whittaker-Endlosband raus. taz
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