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Lokalkoloratur

Acht Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos: Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) feiert heute sein 8. Amtsjubiläum und ist nun dienstältester Hamburger Senatspräsident. Die taz gratuliert. Sein Altersrezept: Beharrlich darauf bestehen, mit dem eigenen Handeln nichts zu tun zu haben. Voscherau führte Hamburg durch den wirtschaftlichen Wende-Boom, ohne auch nur einen Pfennig auf die hohe Kante zu legen. Die taz gratuliert. Nach dem abrupten Ende der fetten Jahre schiebt er das gigantische Haushaltsloch auf den Bundesfinanzminister. Alle nicken gläubig. Die taz gratuliert. Erhaben über der Alltagspolitik thronend, will uns Henning weder die einst von ihm selbst initiierte Verwaltungsreform noch das neue Schulgesetz gut finden. Manch Genosse fürchtet, Voscherau wisse über die eigenen Senatsdrucksachen nicht Bescheid. Trotzdem betitelte SPD-Fraktionschefin Elisabeth Kiausch ihn in der jüngsten Voscherau-Krise als „ungekrönten König Hamburgs“. Die taz gratuliert. Zwar mag niemand Henning Voscherau so richtig: weder seine Frisur noch seinen Sprachduktus, weder seinen autoritären Führungsstil noch sein klerikal-monarchisches Auftreten. Aber alle hofieren ihn. Nur die taz nicht. Die gratuliert. sim

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