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Lokalkoloratur

„Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!“ In ehrfürchtigen Majuskeln deutete Luther sprachlich die Heiligkeit des Unbeschreiblichen im Psalm 104, 31 an. Zum Kirchentag –95 liest sich das – geschlechtsneutral – so: „Die Majestät Adonajs habe Gewicht für immer, möge sich Adonaj dieser Werke freuen.“ Adonaj heißt auch nicht viel anderes als Herr, doch das Anliegen der neuen Übersetzung scheint erkennbar. Ob nun politische Korrektheit in die Bibel-Exegese Einzug halten solle, nörgelte gestern denn auch prompt ein WamS-Journalist, überrascht über seine eigene Erkenntnis. Bischöfin Maria Jepsen klärte auf, es gehe nicht um Uminterpretation des Buches der Bücher, sondern darum, daß sich niemand ausgeschlossen fühle. Das sei nämlich überhaupt nicht im Sinne der Bibel. Siegfried von Kortzfleisch, kein Mann der Kirche, doch immerhin Vorsitzender vom Medienausschuß des Kirchentages wunderte sich: „Ich kann mich nicht erinnern, daß auf einer Kirchentags-Pressekonferenz jemals so ausdrücklich über den Namen Gottes gesprochen wurde.“ Na, dann wurde es aber wirklich Zeit. jkn

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