■ Rekordsumme für russische Staatsholding: Lohnendes Geschäft
Moskau (taz) – Am letzten Wochenende gelang der russischen Regierung ein Jahrhundertdeal. Mit seiner Hilfe soll unter anderem auch mit deutschem Geld an die Stelle des verrotteten Telefonnetzes der Russischen Föderation innerhalb weniger Jahre ein hochmodernes Telekomunikationssystem treten.
Am Freitag nachmittag gegen 17 Uhr wurden zwei Briefumschläge vor Juristen von zwei Vizepremiers der russischen Regierung geöffnet. Ihr Inhalt: Das Ergebnis der Auktion, bei der Swjasinvest meistbietend veräußert werden sollte. Swjasinvest heißt bisher „Staatliche Holding russischer Telekommunikationsgesellschaften“. Nun ist das Paket von 25 Prozent der Anteile plus einer Aktie für 1,875 Milliarden Dollar an eine zypriotischen Offshore- Firma namens Mustcom versteigert worden. Bei der Privatisierung russischer Staatsunternehmen sind diese Summe, ebenso wie die harten Regeln der Auktion, ohne Beispiel.
So mußten alle Bewerber schon Anfang letzter Woche ein Pfand von 400 Millionen Dollar hinterlegen. Dazu bereit fanden sich nur zwei Konkurrenten. Verliererin ist nach Informationen der Moskauer Tageszeitung Kommersant Daily die holländische Gesellschaft Tele FAM. Die zypriotische Mostcom soll eigens für die Teilnahme an der Auktion gegründet worden sein: von den russischen Gesellschaften Interrosprom und Renaissance-Kapital sowie von einem Konsortium, zu dem auch die Deutsche Bank gehöre.
Vorausgegangen war die Umstrukturierung der Swjasinvest. Sie erwarb in den letzten Monaten Aktienpakete aller lokalen russischen Telekommunikationsgesellschaften. Die Monopolistin für Auslandsverbindungen, Rosstelekom, wurde durch einen Ukas des Präsidenten gezwungen, 51 Prozent ihrer Anteile an die Swjasinvest abzutreten. Das beweist, daß die russische Regierung angesichts ihres dramatischen Haushaltsdefizits entschlossen ist, aus der Privatisierung soviel Gewinn wie möglich zu schlagen. Die Auktion war eine Absage an die Praxis des vergangenen Jahres, in dem Produktionsgiganten zu Freundschaftspreisen an regierungsnahe Banken gegangen waren. Barbara Kerneck
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