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Loch im Portemonnaie

■ Nordelbische Kirche muß sparen / Synode erwartet heiße Debatten

Der Evangelischen Kirche in Nordelbien geht es auch nicht besser als der Stadt Hamburg und der taz hamburg: Im Portemonnaie klafft ein Loch. Allerdings – welch Unterschied zu den beiden letztgenannten – zum erstenmal.

Eine „Deckungslücke von 3,5 Millionen Mark“ klafft im Jahreshaushalt 1995, der Anfang Februar auf einer Synode in Rendsburg beraten werden soll. „An neue Aktivitäten ist nicht zu denken“, stellte gestern Synodenpräsidentin Elisabeth Lingner bereits klar. Statt dessen müsse das Defizit in diesem „Haushalt der neuen Strukturen“ im Laufe des Jahres „durch Einsparungen geschlossen werden“ – ein Rezept, das sich die Kirche bei den Geschäftsführungen von Stadt Hamburg und taz hamburg abgeschaut zu haben scheint.

So ist vorgesehen, alle Ausgabenansätze „außer den gesetzlichen Leistungen“ mit einer fünfprozentigen Sperre zu versehen; für alle freiwerdenden Stellen gilt ab sofort eine „automatische Vakanz von einem halben Jahr“. Hintergrund der Ebbe im Klingelbeutel ist das stark gesunkene Kirchensteuer-Aufkommen, da immer mehr Menschen wegen der Bonner Steuer- und Solidaritätsabgabenpolitik aus der Kirche austreten, um die Deckungslücken in ihrem privaten Haushalt nicht zu groß werden zu lassen.

Auf der Tagesordnung der Synode steht deshalb auch die Frage der Gleichbehandlung von Kirchenmitgliedern und Nichtmitgliedern. Elisabeth Lingner hatte kürzlich mit ihrem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, letztere für kirchliche Leistungen wie Kindergartenplätze zur Kasse zu bitten (taz berichtete). Dies sei, so bekräftigte Lingner gestern, eine Frage der „Solidarität mit unseren Mitgliedern“. Von der „Basis“ habe sie dafür „breite Zustimmung erfahren“.

Weitere „heiße Themen“ auf der Synodensitzung werden die Streichung des Buß- und Bettages und das Kirchenasyl sein, prognostizierte die Präsidentin: „Das gibt bestimmt einige kontroverse Debatten“. smv/epd

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