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■ Mit den Reformländern auf du und duLob des Liberalismus

Berlin (taz) – Marktwirtschaftliche Reformen zahlen sich aus. Die Weltbank sieht ihr Credo durch die Entwicklung in den osteuropäischen und asiatischen Reformstaaten bestätigt. Das Ergebnis des gestern unter dem Titel „Vom Plan zum Markt“ vorgestellten Weltentwicklungsberichts: Länder, die ihre Wirtschaft schneller und konsequenter liberalisiert haben, erzielen ein höheres Wirtschaftswachstum.

In den reformfreudigeren Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn oder den baltischen Republiken war zunächst der Einbruch nach 1989 weniger tief und lang, und seit spätestens 1994 wachsen die Volkswirtschaften wieder. Dagegen haben Rußland und die anderen GUS-Staaten immer noch nicht die Nullinie überschritten.

Drei Arten von Reformen identifiziert die Weltbank: erstens Preis- und Handelsfreigabe sowie die Bekämpfung von Inflation und Staatsdefiziten; zweitens Klärung der Eigentumsrechte und Privatisierung; drittens die Verbesserung des sozialen Netzes.

Denn, räumen die Weltbankexperten ein, konsequente Reformen führen zugleich auch zu mehr Armut und sozialer Ungleichheit, was sich unter anderem in sinkender Lebenserwartung ausdrückt. In Rußland lebte 1993 etwa ein Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze von 120 US-Dollar Monatseinkommen. Daher müßten Reformen unbedingt mit Armutsbekämpfung, der Verbesserung von Bildungs- und Gesundheitsniveaus und die Unterstützung von Arbeitnehmern verbunden werden. Dies fördere neben der sozialen Gerechtigkeit auch das Wirtschaftswachstum.

Unterschiede zwischen den Ländergruppen erklären die Weltbanker allerdings nicht ausschließlich mit marktwirtschaftlichem Reformeifer. Eine Rolle spiele darüber hinaus die Nähe zum Westen und auch der Zustand der Wirtschaft vor der Öffnung. Rußland habe es beispielsweise schwerer gehabt als etwa China, weil die Wirtschaft schätzungsweise zu einem Viertel nur dem Militär diente. China und Vietnam sind die einzigen Länder, die hohe Wachstumszahlen erreichen, ohne vorher einen Einbruch erlitten zu haben. lieb

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