kurzkritik : Lob der „Sexarbeit“
Nein, es ist nicht einer jener Ausstellungskataloge, die man sich als Bildungsbürger in den Schrank stellt. Im Schrank zur Schau stellt. Um zu signalisieren: Ja, ich war auch da. Aber dafür eignet sich wohl das Thema „Prostitution – Lebenswelten und Mythen“ einfach nicht so richtig. Doch auch wer seinen Voyeurismus pflegen will, ist in diesem Buch fehl am Platze.
„Sexarbeit“ ist ein opulenter Katalog, der mit Hunderten von Bildern, mit über 100 Beiträgen, Geschichten und Erfahrungsberichten Schlaglichter auf die Kulturgeschichte der Prostitution wirft. Von Tabuisierung und Scheinheiligkeit erzählt, von Doppelmoral und Stigmatisierung. Und der auch ganz gut ohne die Ausstellung auskommt, die im übrigen noch bis Ende März in Hamburg läuft.
Was als erstes auffällt: Selten ist das Layout eines Kataloges derart gelungen. Erfrischend, anders – aber keineswegs leserfeindlich. Und die Texte? Trotz einer beachtlichen Akademikerdichte in der AutorInnenschaft bleibt „Sexarbeit“ immer noch handlich und gut zu lesen. Gerne auch mal quer zu lesen. Das Thema bleibt schließlich aktuell.
Prädikat: Absolut sehenswert. Absolut lesenswert. Jan Zier
Elisabeth von Dücker/Museum der Arbeit (Hrsg.): Sexarbeit, Edition Temmen, 24,90 Euro