: Loaded
■ Gepflegt geladen
Und wieder einmal möchten die Mannen des Osten ihre Nachbarn mit erquicklichem ohrenbetäubendem Lärm erfreuen - rücksichtsvoll wie sie sind, haben sie wenigstens nicht die Vorgänger von Loaded auf die Bühne geholt ...
Nur wer die Underground Bands Beton Combo, Sick Pleasure und Ashes'n'Embers noch aus der guten alten Berliner Punkszene kennt, aus der Zeit also, da noch Kurzhaar getragen wurde, kein melodischer, sondern dreckiger Krach aus scheppernden Amps quoll und man über Nazis und Bullen sang, ohne daß es einem selbst völlig peinlich sein mußte, wer sich also an diese Kombos noch erinnert, der vermag vielleicht zu mutmaßen, was hinter den Pseudonymen Sherman, Logan Starr, Lob Vacuum, Subi Vagas und Rico steckt - sie selber jedenfalls halten ihre eigene Person für völlig unwichtig, ausschlaggebend und presseveröffentlichungstauglich ist einzig, was Loaded als Gruppe veranstaltet. Und das hat nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit mit früheren Exzessen - aus den Boxen schliert in dieser Formation schweinigster Schweinerock, heavy und kratzig, sexy und rauh - und sehr ordentlich. Die Gitarrensoli sind gepflegt, die Länge der Stücke ist gepflegt, die poröse Stimme Sherman's bewegt sich in die Stimmbänder pflegenden Frequenzen, auch die Rhythmusgruppe grooved schön pfleglich - alles in allem, inklusive der Kleidung, wird ein ausgesprochen solider Rahmen für ein anständiges Konzert geboten. So zumindest darf der Eindruck beschrieben werden, den die Demokassette vermittelt. Weil sich aber jeder einzelne (es gibt nämlich doch Einzelne bei Loaded) seine Eigenarten bewahrt hat und jeder jeden Tag irgendwo aneckt oder Schwierigkeiten bekommt oder einfach noch immer eher schräg als nett ist, muß angenommen werden, daß sie - wie bereits während der letztjährigen BID - auf der Bühne um etliches interessanter und lebendiger agieren als auf dieser lahmen Konserve. Keine Chance für die Nachbarn!
Erika (Foto: Karin Schulz)
Um 21 Uhr im Osten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen