piwik no script img

Live fast, die yoga

Gliedmaßenverrenker töten den Rock ’n‘ Roll

Foto: Todesstoßversetzerfoto: ap

Der Rock ’n’ Roll ist auch nicht mehr das, was er mal war. Früher warfen Rockstars Fernseher aus dem Fenster und verwüsteten ihre Hotelzimmer. Heute machen sie Yoga. Wie das aus den „Hard Rock Cafés“ hervorgegangene Freizeitunternehmen gestern bekannt gab, bietet man jetzt in den „Hard Rock Hotels“ ein „besonderes Yoga-Erlebnis auf dem Zimmer, das Körper und Seele durch die Kraft der Musik antreibt“. Das Programm helfe „Gästen, durch beruhigende Mediation und spezielle Atemübungen zu entspannen“, und lasse „die Herzen für innovative Wellness-Erlebnisse höher schlagen“. Breiter kann man den schimmeligen Werbekäse nicht auswalzen. Der Wohlfühlschleim der Gliedmaßenverrenker wird über dem ehemaligen Rock ’n’ Rolll ausgekippt. Wo Herzen höher schlagen sollen, da sind sie längst mausetot, und man wünscht man sich ganz niedrige Instinkte zurück: dass Fledermäusen wieder Köpfe abgebissen werden; dass Groupies Phallusabdrücke in Gips abnehmen; dass die Jugend verschwendet und das Leben so schnell gelebt wird, dass es jung stirbt. Zu spät ist der Rock ’n’ Roll nun von uns gegangen. Endgültig abgemurkst von der Wohlfühlseuche Yoga.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen