piwik no script img

Little Voice

GB 1998, Regie: Mark Herman; mit Brenda Blethyn, Jane Horrocks, Michael Caine u.a.; 96 Min.

Regisseur Mark Herman hat mit dem Bergarbeiterblasorchestersozialdramolett „Brassed Off“ eine feine Arbeit abgeliefert. Auch in seinem jüngsten Film bewegt er sich in den musikalischen Gefilden des britischen Proletariats – allerdings weniger mit Pauken und Trompeten. In einem tristen, heruntergekommenen nordenglischen Seebad wohnt die extrem verschüchterte, fast schon verhaltensgestörte Laura mit ihrer peinlich lauten, dauerplappernden Mutter. Laura spricht seit dem Tod ihres über alles geliebten Vaters kaum noch, und wenn, nur mit ganz leiser, dünner Stimme. Deshalb nennen alle sie „Little Voice“ oder nur L.V.. Meistens vergräbt sich L.V. mit Daddys Plattensammlung in ihrer Mansarde, und im Laufe der Zeit hat sie durch reines Zuhören ein einziartiges Talent entwickelt: Wenn Laura aus voller Brust Lieder von Shirly Bassey, Judy Garland, Marlene Dietrich oder Marilyn Monroe singt, dann klingt es, als höre man das Orginal (sehr beeindruckend, wie Schauspielerin Jane Horrocks tatsächlich die Stimmen der Sängerinnen perfekt imitiert). Als ein notorisch erfolgloser Künstleragent, den Mom eines Abends im Pub aufgegabelt hat, heimlich Zeuge von Lauras sensationellen Sangeskünsten wird, sieht dieser kleine Gauner (Michael Caine bekam für die Rolle in diesem Jahr den Golden Globe) nur noch Säcke voll Geld vor seinem geistigen Auge. Doch leider weigert sich Little Voice in Anwesenheit von Fremden auch nur eine einzige Note zu singen – für sie ist das Ganze eine Privatsache.

Babylon (OmU), Cinema Paris, CinemaxX Potsdamer Platz, Filmkunst 66, FT am Frierichshain, Hackesche Höfe, Neues Off, Scala

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen