■ beiseite: Literatur
Bisher hat noch niemand so richtig verstanden, warum das so genannte „Internationale Literaturfestival Berlin“ jetzt doch nicht im nächsten, sondern erst im übernächsten Jahr stattfinden soll. Ganz abgesehen davon, warum es überhaupt stattfinden soll: Berühmte Schriftsteller sind ja eigentlich alle naselang in dieser Stadt. Zusammen mit Michael Naumann freut man sich allerdings doch, dass der „Literatur Express Europa“ auch 2000 wieder stattfindet. Etwa 100 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus über 40 Ländern machen sich auf die Reise entlang der historischen Strecke des legendären Nord-Süd-Expresses von Lissabon bis Moskau durch elf europäische Länder. Ein „fabelhaftes Beispiel“ europäischer Zusammenarbeit, fand der Kulturstaatsminister: Im konkreten Sinne der Völkerverständigung „findet hier etwas statt, das eigentlich unbezahlbar ist“. Naumann bezahlt's trotzdem: Der Bund beteilige sich in Zusammenarbeit mit der Stadt Berlin an dem Vorhaben. Der literarische Express startet am 1. Juni in Lissabon und führt über Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland nach Belorussland. Von dort geht die Reise zurück nach Berlin zum großen Finale – also sozusagen zu einem „Internationalen Literaturfestival“ vom 14. bis 17. Juli. Weitere Stationen in Deutschland sind Dortmund mit einer – heißt tatsächlich so – „Tour de Ruhr“ und die Expo 2000 in Hannover, die sich bisher in Sachen Literatur ja eher bedeckt gehalten hatte. Vielleicht ist das aber ja auch gut so.
An den einzelnen Stationen, darunter in Paris, Warschau, St. Petersburg und Moskau, sollen Lesungen, Diskussionen und Kulturfeste stattfinden. Am Ende dann der Text: Jeder der Autoren schreibt etwas zum Thema Europa. Das wird dann im Internet sowie im Jahr 2001 in einem Buch veröffentlicht. Zum Literatur Express, wie Mitveranstalter Thomas Wohlfarth von der Literaturwerkstatt Pankow erklärte, gehört übrigens passenderweise auch ein großes Übersetzerprogramm.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen