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Literarische Woche

Es gibt auch diese Woche ein literarisches Leben jenseits von Hans Henny Jahnn:

Dienstag: Fünf Jahre wurde nach dem Dichter Nanni Balestrini als angeblicher Terrorist gefahndet, schließlich wurde er freigesprochen. Der Mailänder, der heute abend liest, gehört zu den Pionieren der italienischen Neo-Avantgarde. Neben Gedichten schrieb er drei große Romane, u.a. über den Kampf der Fiat-Arbeiter. Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

Donnerstag: Gut Ding will Weile haben. Acht Jahre arbeitete Thomas Lehr an einem Roman – und stopfte sich die Taschen voll mit den Absagen zahlreicher Verlage. Jetzt holte er zum Gegenschlag aus, und kassiert damit gleich einen Literaturpreis: Sein Debütroman Zweiwasser oder die Bibliothek der Gnade ist eine Abrechnung mit dem geschäftigen Verkauf der Worte, mit den in Büros verschanzten Lektoren und Kritikern. Zugleich nimmt er Partei für „alle Unbekannten, nicht nur die unbekannten Dichter“. Auszüge aus diesem „Erotikon des Scheiterns“ liest der Schriftsteller – aber erst nach dem Erhalt des mit 20.000 Mark dotierten Mara-Cassens-Preis 1994, nebst Grußworten und Laudatio.Literaturhaus, 20 Uhr

Freitag: Vor wenigen Jahren war Yoko Tawada noch ein Geheimtip. Ihre Novelle Das Bad wurde weitergereicht mit der bangen Frage: Dies ist kein Krimi, also warum gruselt mir nur so? Ist es die surreal wirkende Sprache, die befremdet? Ist es die Handlung, die subtil aus dem Alltagsgeschehen wegführt in ein Kellerloch mit traumatischer Rollenbesetzung? Die in Hamburg lebende – und auf deutsch schreibende – Japanerin liest aus ihrem neuen Prosaband.Bücherhalle Lokstedt, Vogt-Wells-Str. 20, 11 Uhr

Montag: Barbara Strohschein geht der Frage nach, wie aus Worten Texte entstehen. Das Wort als Spiegel, als Ding und als Atom heißt der Beitrag der Schriftstellerin und Theaterautorin zum dem 1993 von Uwe Herms ins Leben gerufenen „Literarischen Kolloquium“. Literaturhaus, 20 Uhr

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