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Lippenbekenntnisse?

■ Der Internationale Leichtathletik-Verband und sein Ringkampf (ein Schaukampf?) gegen Doping und die Doper

Heusenstamm (dpa/taz) – Wie gewohnt große Töne von Primo Nebiolo. Der Grande des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) hatte zum ersten IAAF- Anti-Doping-Seminar nach Frankfurt am Main eingeladen. Und dortselbst drohte er einem noch mächtigeren, aber ebenso greisen Manne, Juan Antonio Samaranch, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Im Januar nämlich hatte sich das IOC zu einer seiner vielen Erklärungen durchgerungen, die folgendes besagt: Wer von den Spitzenverbänden sich nicht einem einheitlichen Doping-Strafkatalog unterstelle, werde ausgeschlossen von Olympia. Nun ließ Nebiolo wissen, daß er eigenmächtig seinen Verband von Atlanta ausschließen werde, falls andere Verbände obige IOC-Entscheidung nicht beherzigten. Ganz schön clever, mit seiner Drohgebärde machte sich der Leichtathletik-Primus selbst zum Sündenbock. IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai versuchte schleunigst, der Bemerkung des scheinbar vom Saulus zum Paulus gewandelten Italiener die Spitze zu nehmen, erteilte einem Boykott eine Absage und kehrte erst einmal anständig vor der eigenen Haustür: Die IAAF wolle die IOC- Richtlinien im eigenen Haus umsetzen. Bravissimo! 500 Trainingskontrollen in 25 Ländern im Vorjahr sollen in diesem Jahr 800 in möglichst 50 Ländern folgen. Der Etat wurde um 250.000 auf 750.000 US-Dollar erhöht.

„Das meiste Geld geht in den Aufbau eines Netzes von Kommissaren“, erklärte der Anti-Doping- Beauftragte der IAAF, Arne Ljungqvist. 200 IAAF-Kontrolleure gebe es, die in der Lage seien, in jedem Mitgliedsverband unangekündigte Kontrollen vorzunehmen. „Länder wie China machen keine Probleme mehr“, behauptete denn auch tapfer IAAF-Koordinator Staffan Sahlström, was manche SportlerIn zu einem Schreikrampf provozieren dürfte. Helmut Digel, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), zur Stimmungslage: „Unsere Athleten glauben, daß andere nie im Training kontrolliert werden.“ Selbst wenn, komme es immer noch darauf an, wie „intelligent“ die Doping-Kontrolleure dabei vorgehen, kritisiert Professor Werner Franke (siehe taz vom 5.2.) die Selbstgefälligkeit der IAAF. Die, immerhin, will nun nachmachen, was das Deutsche Zehnkampf-Team seit längerem vormacht: einen Doping-Paß einführen. Mit dem Unterschied, daß sich die IAAF mit einem einzigen Eintrag einer einzigen Trainingskontrolle als Sauberkeitsnachweis ungewohnt genügsam bescheidet. Steroid-Profile, wie sie die vielseitigen (Zehn-)Kämpfer anlegen lassen, wird es nicht geben. coh

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