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Linux bietet mehr, als die taz behauptet, und hat auch eine soziale Funktion, meinen LeserAlternativen prüfen

betr.: „Linux auf dem Prüfstand“ (Internet), taz vom 23. 8. 01

Man muss kein fundamentalistischer Gegner von Microsoft sein, um Windows XP kritischer zu beurteilen und Alternativen wohlwollender zu „prüfen“.

Unerträglich wird es spätestens dann, wenn Quellen (hier die c’t-Umfrage, Druckfassung in c’t 2001, Nr. 17, S. 186–189) falsch wiedergegeben werden. „Wirklich zufrieden sind private User mit Linux nur, wenn sie ihren PC nicht zum Surfen, zum Medienkonsum oder gar zum Spielen nutzen . . .“ Sieht man von Spielen ab, dann besagt die Umfrage so ziemlich das Gegenteil (vgl. die Grafik S. 189 oben links): „Internet-Programme sind die Killeranwendungen auf dem Linux-Desktop.“

Ich nutze Linux unter anderem zum Brennen von CDs und zur Bildbearbeitung. Richtig ist, dass die Softwareauswahl zum Teil besser sein könnte. Die (auch in anderen Bereichen gar nicht mehr so „alternative“) taz geht leider mit schlechtem Beispiel voran (warum sind die taz-CD-ROMs unter Linux nicht nutzbar?) und druckt PR-Artikel für Windows XP. Einwände gegen verschiedene „Techniken“ von XP gibt es sehr wohl. Für mich zum Beispiel kommt Software, die ich nur nutzen kann, wenn ich dem Hersteller immer mal wieder persönliche Daten übermittele, grundsätzlich nicht in Frage.

Ich sehe auch nicht, warum ich für mehr als 200 Mark (plus Kosten für neue Hardware) regelmäßig auf ein neues Windows oder neue Standardsoftware umsteigen soll, um das tun zu können, was ich im Wesentlichen schon jetzt tun kann. Vermutlich weil ich nicht der einzige bin, der so denkt, führt Microsoft immer mal wieder neue Dateiformate ein, ändert gegenwärtig die Update-Politik (Updates gibt es nur noch für die jeweils unmittelbar vorangegangene Version) und spielt wohl auch mit dem Gedanken, Software nur noch zu verleihen. CARSTEN TECH, Tübingen

Auch im Bereich des Desktop-PCs kann man mit Linux gut und sicher arbeiten. Bei Linux ist in der Anfangsphase mehr Einarbeitungszeit nötig, bei Windows kommen die Probleme und die Arbeit hinterher (massive Sicherheitslücken, Probleme mit der Anwendungssoftware, wenn es dann tiefer in die Materie geht, die gefürchteten Fehlermeldungen, Systemabstürze, usw.).

Wichtiger ist die Frage, welche Arbeiten mensch mit dem PC erledigen muss. Eine Vielzahl von Anwendern wird nach einer Einarbeitungsphase kein größeres Problem mit Linux haben, weil das derzeitige Softwareangebot für die allermeisten Anwendungsbereiche völlig ausreicht. KDE, Staroffice u.v.m. reichen für die täglichen Arbeiten aus und sind komfortabel genug. Weshalb es ein Problem sein soll, mit Linux im Web zu surfen, ist mir schleierhaft. Konquerer, Netscape und viele andere Programme bieten alles, was der Mensch so braucht. Kann etwas das eine Programm nicht, dann kann es das andere. Wenn mensch Fragen hat, kann man in Newsgroups nachfragen (nach dem Prinzip erst lesen und suchen, dann fragen).

Wenn nichts mehr hilft, dann kann der Anwender über Bugreports und die Wishlists Kontakt zu den Progammierern aufnehmen. Mit etwas Glück hat man dann nach einiger Zeit, was man braucht. Versuchen Sie das doch mal bei Microsoft. Und mit jeder Version wird KDE & Co (eine grafische Benutzeroberfläche mit den entsprechenden Anwendungsprogrammen) besser. [. . .]

Eines der Hauptargumente bei der Wahl des Betriebssystems war für mich der Kostenfaktor. Ich bezahle für eine Suse-Distribution 89 Mark und habe ein Betriebssystem und die entsprechenden Anwendungsprogramme. Wenn ich eine neue Version brauche, kann ich sie mir downloaden, kostenlos, bis auf die Internetgebühren. Damit bin ich lizensierter Nutzer und kein Raubkopierer. Damit hat Linux auch eine soziale Funktion, als Betriebssystem für Menschen, die wenig Geld haben.

Wenigstens der eine oder andere dieser Aspekte hätte im Artikel anklingen müssen. KARL-HEINZ KEKEISEN, Berlin

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